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WhatsApp an die Eltern
Bildquelle: Adriano Gadini/Pixabay

WhatsApp an die Eltern

Kurt Grützner
Ein Beitrag von Kurt Grützner, Evangelischer Pfarrer i. R., Kassel
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Im vergangenen Sommerurlaub habe ich das erste Mal meine allererste Ausbildungsstätte an der Ostseeküste besucht. Ein monumentales Gebäude, schon von Weitem zu sehen. 18 war ich damals. Ich wollte Seemann werden. Mein Vater war dagegen. Er hatte Recht. Es war nicht mein Beruf. Aber damals habe ich so lange gequengelt, bis ich hin durfte. Und nun stand ich wirklich wieder davor.

Meine Erinnerungen waren nicht so lebendig, wie ich es erwartet hatte. Sehnsucht, Melancholie oder gar Trauer blieben aus. Ein Selfie, dachte ich mir, will ich aber doch von mir vor dieser Schule machen. Also, posiere ich ungelenk vor dem Namenszug der Schule und drücke den Auslöser. Schaue das Bild nochmal an. Geht so.

So weit, so gut. Aber dann ist etwas passiert, was ich mir bis heute nicht erklären kann: Ich rufe WhatsApp auf und will das Bild meinen Eltern schicken. Hä? Meine Eltern sind fast 15 Jahre tot. WhatsApp haben sie nie gekannt. Was um alles in der Welt hat mich auf diese Idee gebracht?
Ich weiß es bis heute nicht. Aber irgendwie war ich dann wohl doch tiefer in die Vergangenheit eingetaucht, als es erstmal schien. Mir kamen dann doch ein paar Tränen.

Ja, das war mein Leben, zumindest mein Berufsleben. Hier hat es mal begonnen und hat ganz woanders hingeführt. Ich bin Pfarrer geworden, kein Seemann. Und das ist schon so lange her. Und meine Eltern sind schon lange tot.

Ich bin dankbar für diese Fahrt in die Vergangenheit. Auch wenn ich dort geweint habe. Wenn ich damals gewusst hätte, was mir mein Leben alles bringen würde, ich weiß nicht, ob ich den Mut gehabt hätte, es zu leben.

Ich habe es aber gelebt und erkenne, dass Gott bei mir war, den Weg gewiesen, mir Kraft gegeben und mich behütet hat.

Ob Sie vielleicht auch einmal so einen Ausflug in die Vergangenheit machen?
Ich finde, es lohnt sich.

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