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Und trotzdem war da Gottes Hand
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Und trotzdem war da Gottes Hand

Rolf Müller
Ein Beitrag von Rolf Müller, Pastoralreferent Pfarrei Mariä Himmelfahrt, Frankfurt
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Letzte Woche habe ich eine alte Frau aus meiner Gemeinde besucht, natürlich wie in diesen Tagen üblich mit Abstand und Maske. Bei einer Tasse Kaffee hat sie mir viel aus ihrem Leben erzählt. Das war spannend, denn diese Frau hat in ihren jungen Jahren viel durchmachen müssen. Sie ist eine echte Zeitzeugin des letzten Jahrhunderts! Ihr Vater ist aus dem Krieg nicht mehr wiedergekommen, nach Kriegsende war sie vor der Vertreibung in einem Internierungslager untergebracht, dann kam der mühsame Neuanfang in Westdeutschland in bitterster Armut. Da war viel Schmerz, Leid und Trauer dabei. Vielleicht war ich gerade deshalb so erstaunt, als sie am Ende unseres Gesprächs mich lange angeschaut hat und dann gesagt hat: „Weißt Du Rolf, und trotzdem habe ich immer Gottes gute Hand gespürt.“

Auf die guten Ereignisse im Leben geschaut

Das hat mich sehr berührt. Schon während des Gesprächs hab ich mir gedacht: Bei dem, was diese Frau erlebt hat, kann man schon mal den Glauben verlieren. Aber das hat sie nicht getan. Sie hat immer auf die guten Ereignisse ihres Lebens geschaut. Und genau darin hat sie für sich die Spuren Gottes in ihrem Leben gefunden.

Statt zu meckern, den Blick auf das Gute wenden

So ein Vertrauen wünsche ich mir auch. Ich kenne mich: Ich meckere auch viel zu oft über das, was bei mir und in der Welt nicht so gut läuft. Gerade in unserer Pandemiezeit tue ich das gerne. Warum mache ich es einfach nicht mal umgekehrt? Ich könnte überlegen: Was ist mir im letzten Jahr Gutes passiert? Da gibt es Einiges: der schöne Urlaub, gute Begegnungen und vieles andere mehr. Ich merke: Da geht es mir gleich schon besser. Das zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht, und ich werde viel dankbarer.

Hat er uns nicht zu aller Zeit getragen?

Am Ende unseres Treffens haben wir noch über ein Kirchenlied gesprochen. Es heißt „Singt dem Herrn ein neues Lied“ und ist mitten im zweiten Weltkrieg geschrieben worden. Darin heißt es von Gott: „Hat er nicht zu aller Zeit uns bisher getragen? Und geführt in allem Streit, sollten wir verzagen?“ Das hat all das, was die Frau mir erzählt hat, auf den Punkt gebracht. Mir ist dabei klar geworden: Ich will wieder dankbarer sein für all das Schöne, was ich erlebe, Tag für Tag!

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