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Totes Meer
Bildquelle: pixabay

Totes Meer

Simone Twents
Ein Beitrag von Simone Twents, Katholische Dezernetin für Glaubenskommunikation und Pastorale Innovation, Fulda

Eine Reisegruppe am Toten Meer: dieses faszinierendste Gewässer der Welt. So extrem salzig. Wasser gilt eigentlich als Zeichen des Lebens, aber dieses Wasser ist total tot. Gefährlich. Es darf nicht getrunken werden, darf nicht in die Augen gelangen und bringt kein Leben hervor. Zu salzig. Drum herum nur flirrende Hitze und nackte Wüste. Gleichzeitig das faszinierendste Wasser der Welt, weil ich darauf liegen kann. Das Wasser, das mich leichter macht, als ich bin. Das Wasser, das mich trägt. Das mich so krass trägt, dass es mir fast die Füße vom Boden hochzieht. Ich muss mich nur hinsetzen. Leute gehen in dieses Wasser und setzen sich auf das Wasser wieder auf einen Sessel, und schon zieht es ihnen so ganz leicht die Füße empor. Mich tragen lassen. Mich dem Element Wasser anvertrauen. Vertrauen, dass es trägt.
In der Reisegruppe am Toten Meer war ein Mann dabei, der das einfach nicht über sich gebracht hat. Er hat es nicht geschafft, dem Wasser des Toten Meeres zu vertrauen. Eigentlich sind alle dorthin gefahren, um diese Erfahrung zu machen. Aber der Mann stand im Wasser und konnte sich einfach nicht überwinden, die Füße vom Boden ab zu heben. Sich in das Wasser einfach rein zu setzen wie in einen Sessel. Zu vertrauen, dass es trägt. Es ist doch schließlich Wasser, das geht doch gar nicht! Fühlt sich so an, als würde er sich ins Nichts setzen. Untergehen. Als kann das gar nicht gehen. Er muss Kontrolle abgeben, ein Moment Vorschuss Vertrauen geben, sich überlassen. Er konnte das einfach nicht, diesen einen Schritt tun, diesen einen Moment zwischen loslassen und merken, dass er getragen wird.
Glauben heißt Gott Vertrauen geben, dieses kleine Quäntchen Vorschussvertrauen anbieten. Leben, als ob es Gott gäbe, und schauen, was passiert. Sich Gott wie dem Wasser des Toten Meeres anvertrauen und schauen ob er trägt. Glauben bedeutet, diesen einen Schritt zu tun, in dem Moment des Loslassens den Atem anzuhalten und dann zu merken, dass ich getragen werde. Auch wenn Gott gleichzeitig als etwas gefährliches Unergründliches erscheint, mit Vorsicht zu genießen ist. Er ist doch gleichzeitig faszinierend, anziehend. Und lädt mich ein, die Zehenspitze vom Meeresboden zu lösen, mich Ihm anzuvertrauen. Mich tragen zu lassen.

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