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Raus aus der Sicherheit
Bild: pixabay

Raus aus der Sicherheit

Simone Twents
Ein Beitrag von Simone Twents, Katholische Dezernetin für Glaubenskommunikation und Pastorale Innovation, Fulda
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"Seht, schon mache ich etwas Neues, merkt ihr es nicht?", sagt Gott zur Zeit des Propheten Jesaja. Sagt er vielleicht auch heute zu mir. "Schon mache ich etwas Neues, merkst du es nicht?" Nö, meist merke ich es nicht. Ich bin mit meinen eigenen Problemen beschäftigt.

Ebenfalls beim Propheten Jesaja aus der Bibel wird dieses Neue als Spross aus einer Wurzel beschrieben, aus einem Baumstumpf. Als ich noch in Düsseldorf gelebt habe, wurden bei mir gegenüber eines Tages wunderbare Mega-Bäume abgesägt für eine Baustelle und ich dachte, autsch, unwiederbringlich. Und dann kam mir dieses Bild aus Jesaja in den Sinn und dachte: wie radikal! Die Verheißung des kleinen grünen Triebs aus der Wurzel beinhaltet einen abgesägten Stumpf, den Verlust des großen, lange gewachsenen Baums, der eigentlich als erstes ins Auge fällt. Aber die Verheißung Gottes bezieht sich auf das kleine grüne Pflänzchen aus der Wurzel des abgesägten Stumpfs. Was da Kleines sprießt, das ist unsere Verheißung für Reich Gottes, für Handeln Gottes, für Kirche der Zukunft.

Eine schockierende Erkenntnis: Gott hat kein Problem damit, dass groß Gewachsenes unwiederbringlich verloren geht. Abgesägt wird. Und das nicht, weil er Stümpfe liebt, sondern weil er auf das Leben aus der Wurzel konzentriert ist.

Das Neue, das Gott tut, kommt meistens quer und anders und von unten oder von der Seite - wie Löwenzahn zwischen den Ritzen des Weges.

Unsere Aufgabe ist es, neu sehen zu lernen, wo Gott schon etwas tut, wo etwas aufbricht, wo ein zündender Moment entsteht, wo Gott durch die Ritzen dringt mit seinem Leben und seiner Liebe und seiner Herausforderung.

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