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Narben auf der Seele: Schwester Maria Helena

Narben auf der Seele: Schwester Maria Helena

Alexander Matschak
Ein Beitrag von Alexander Matschak, Medienkoordinator des Bistums Mainz
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Auf allen Bildern lächelt sie. Sie fühlt sich sichtlich wohl zwischen den Kindern und Jugendlichen, sieht fröhlich und zufrieden aus. Doch es gibt da auch eine andere Seite bei  Schwester Maria Helena. Sie hat fünfzig Jahre lang Krieg in ihrer Heimat Kolumbien erlebt, Gewalt, Flucht, Ungerechtigkeit. Ihr eigener Bruder ist gefallen. Das hat Narben auf ihrer Seele hinterlassen, sagt sie. Und sie hat eine klare Konsequenz gezogen: Nie wieder Gewalt. Nie wieder Waffen.

Schwester Maria Helena ist nach Bogotá gegangen. Ins Viertel Britalia, es gehört zu den gewalttätigsten der kolumbianischen Hauptstadt. Hier will sie Kindern und Jugendlichen eine Chance für ein besseres Kolumbien geben. Schwester Maria Helena arbeitet in einem Gemeinde- und Jugendzentrum. Es wird viel musiziert, getanzt, diskutiert. Es ist ein bunter, lebhafter Ort: Junge Kolumbianer schmieden hier gemeinsam Pläne für eine friedlichere Zukunft ihres Landes. Das ist ganz neu für eine Gesellschaft, die bislang gewohnt war, ihre Konflikte mit Gewalt auszutragen.

Ihre Arbeit im Jugendzentrum wird auch aus Deutschland unterstützt. Denn das katholische Hilfswerk Adveniat widmet seine Weihnachtsaktion dieses Jahr jungen Menschen in Lateinamerika. „Chancen geben – Jugend will Verantwortung“ heißt das Motto. Für viele junge Menschen in Lateinamerika enden Kindheit und Jugend viel zu früh. Sie müssen arbeiten, damit ihre Familie überleben kann. Dabei träumen auch sie von einer guten Zukunft. Von Schulen, in denen sie lernen können und ihre Freunde treffen. Von einem Studium oder einer Berufsausbildung. Ihre Träume sollen Realität werden, und dabei hilft ihnen Schwester Maria Helena. Und wie ihre Arbeit konkret aussieht, davon erzählt sie auch in Hessen. Als Gast von Adveniat kommt sie heute Abend nach Nieder-Eschbach. Und morgen Vormittag spricht sie mit Schülerinnen und Schülern in Mühlheim bei Offenbach.

Jugendlichen eine Chance geben, auch in den Ländern Lateinamerikas: Das ist wichtig. Die Jugend ist ja auch dort die Zukunft, sie will gestalten, verändern, Verantwortung übernehmen. Es ist wichtig, der Jugend etwas zuzutrauen. Das lässt sich übrigens schon in der Bibel nachlesen. Mir fällt da die Geschichte des Propheten Jeremia ein. Ganz jung ist er noch, als er von Gott gerufen wird. Jeremia weist Gott auf sein Alter hin und sagt: „Ach, mein Herr und Gott, ich kann doch nicht reden, ich bin ja noch so jung.“ Worauf Gott ihm erwidert: „Sag nicht: Ich bin noch so jung. Wohin ich dich auch sende, dahin sollst du gehen. Und was ich dir auftrage, das sollst du verkünden.“ (Jer 1,6-7)

Gott traut jungen Menschen also etwas zu. Er traut ihnen zu, Verantwortung zu übernehmen. Ich finde: Das ist eine großartige Zusage. Für junge Menschen in Kolumbien und auch in Deutschland. Und vielleicht lächelt deswegen Schwester Maria Helena auf allen Bildern. Weil sie weiß: Diese Kinder wollen ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen. Und Gott ist auf ihrer Seite.

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