Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Miteinander sprechen
Bildquelle: Pixabay

Miteinander sprechen

Carmen Jelinek
Ein Beitrag von Carmen Jelinek, Evangelische Dekanin, Kirchenkreis Kaufungen
Beitrag anhören:

Die Chefin eines Friseursalons wurde kürzlich folgendes gefragt: Lernt man in der Ausbildung zur Friseurin auch, wie man Gespräche mit den Kundinnen und Kunden führt? „Nein“, meinte sie, aber man bekommt schon ein paar Tipps, wie man Gespräche beginnen kann. Welche Themen sich eignen und welche nicht.
Wenn ich zum Friseur gehe, denke ich: Ohne Gespräch geht das einfach gar nicht. Wenn die Haare gewaschen, die Kopfhaut massiert wird, berührt mich ein anderer Mensch an ganz persönlichen Körperstellen.
Da schaffen ein paar Worte Vertrauen, sich darauf einzulassen. Außerdem muss die Friseurin auch ein Gefühl dafür bekommen, mit welcher Persönlichkeit sie es zu tun hat. Davon hängen schließlich auch die heimlichen und ausgesprochenen Wünsche für das erhoffte Ergebnis ab.
In der Ausbildung lernt man, ins Gespräch zu kommen. Man fragt nach dem Urlaub, der bevorsteht oder hinter einem liegt, „ob man heute noch etwas Schönes vorhat“, „ob man noch arbeiten muss“. Über das, was in der Stadt gerade los ist: wo es Verkehrsstauungen gibt oder besondere Veranstaltungen. Wenn man sich näher kennt, sind auch persönlichere Fragen nach Familienmitgliedern erlaubt. Und wenn der Salon so gut wie leer ist und niemand mithören kann, wird es vielleicht noch persönlicher. Und man müsse aufpassen: Die Kundinnen und Kunden können sich so sehr öffnen, dass sie über Krankheiten und sonstige innere Angelegenheiten sprechen. Da muss man sensibel sein.  –
Ich verstehe das. Es beginnt mit einem unverfänglichen Small-Talk, es geht um Erlebtes und Erfahrens und plötzlich ist man mitten in einem tiefen Seelsorgegespräch. Das kann auch in anderen Berufen so sein, nicht nur bei Friseuren und Pfarrern bzw. Friseurinnen und Pfarrerinnen. Viele von uns kennen z.B. „Seelsorge am Gartenzaun“. Eben noch ging es um Blumen und Gemüsesorte, die Trockenheit oder den Sturzregen, der dem Garten zu schaffen macht, und dann geht es plötzlich um persönliche Nöte und Sorgen.
Es ist wunderbar, wenn Menschen offene Ohren suchen und finden. Menschliche Nähe, Erfahrungen kann fast jeder einbringen, das kann auch im Friseursalon sein.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren