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Klimakrise in Kenia
Bild: RoDobby_pixabay

Klimakrise in Kenia

Beate Hirt
Ein Beitrag von Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr, Frankfurt
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Es war keine Politikerstimme, die mich bei den Berichten rund um die Klimakonferenz in Glasgow besonders beeindruckt hat, und auch nicht die Stimme von Vertreterinnen europäischer Umweltverbände, obwohl die auch gut geredet haben. Die Stimme, die mich am meisten berührt hat, war die einer jungen Frau aus Kenia: Elizabeth Wathuti. Sie hat zum Start der Klimakonferenz geredet. Und sie hat von ihren Erfahrungen und den Erfahrungen ihrer Landsleute mit der Klimakrise erzählt.

Zwei Millionen Kenianer leiden Hunger

„Während wir hier bequem im Kongresssaal in Glasgow sitzen“, sagt sie, „müssen zwei Millionen meiner Landsleute in Kenia wegen der Klimakrise Hunger leiden. Im vergangenen Jahr sind beide Regenzeiten ausgeblieben, die Flüsse sind versiegt. Unsere Ernten sind ausgefallen. Die Lagerhäuser sind leer. Unsere Tiere und Menschen sterben. Bitte öffnet eure Herzen!“ Mit klarer und sehr überzeugender Stimme hat die junge Kenianerin das gesagt. Mir ist ihr Appell nahegegangen.

Öffnet eure Herzen – und handelt!

Die Auswirkungen der Klimakrise – sie sind nicht erst in ferner Zukunft zu spüren oder wenn wir bei 2 Grad Erderwärmung angekommen sind. Und wir in Europa sind bei weitem nicht am meisten betroffen, auch wenn wir dieses Jahr die schreckliche Flutkatastrophe hatten mit über 150 Toten. In Kenia und den afrikanischen Ländern südlich der Sahara hungern jetzt schon Millionen Menschen wegen der ausbleibenden Ernten. Viele sterben. Und all das, obwohl Afrika zur Klimakrise fast gar nichts beiträgt. Elizabeth Wathuti erklärt in Glasgow weiter: Nur für ein halbes Prozent der Emissionen weltweit sind die Menschen südlich der Sahara verantwortlich. Die Kinder dort sind für gar keine Emissionen verantwortlich, aber sie tragen die ganze Last. Am Ende ihrer Rede sagt Elizabeth Wathuti: „Öffnet eure Herzen – und handelt!“

Die einen verursachen die Klimakrise – darunter leiden müssen die anderen

Sie hat natürlich besonders die Regierungschefs in Glasgow gemeint, die Maßnahmen zur CO 2-Einsparung beschließen sollten. Aber ich hab mich mit angesprochen gefühlt. Denn natürlich: Ich lebe in dem Teil der Welt, der besonders viel Kohlendioxid ausstößt. Im Durchschnitt verbrauche ich als Deutsche über 9 Tonnen im Jahr, in China sind es übrigens knapp 8 Tonnen, in Kenia 0,3 Tonnen. Was für eine unglaubliche Ungerechtigkeit! Wie würde ich mich fühlen, wie würde ich reden, wenn ich aus einem Land käme, das für den Klimawandel fast nichts kann, aber die ganze riesige Last zu tragen hat. Ein Land, in dem jetzt schon Menschen verhungern wegen der Klimakrise.

Hört den Schrei der Erde und der Menschen

„Öffnet eure Herzen!“ hat die junge Kenianerin in Glasgow gesagt. So ähnlich sagt das auch Papst Franziskus immer wieder: Lasst euch berühren! Seid nicht gleichgültig! Seid nicht taub! Hört den Schrei der Erde und den Schrei der Menschen!

Ich will handeln und meinen CO 2-Fußabdruck verkleinern

Ich will mein Herz nicht verschließen, und ich versuche zu handeln. Indem ich mich politisch an die Seite der Hungernden stelle. Und indem ich versuche, für weniger CO 2 verantwortlich zu sein. Ein paar Grad weniger heizen, zu Fuß unterwegs sein, regionale Lebensmittel einkaufen. Es gibt viele Möglichkeiten, meinen Fußabdruck zu verkleinern. Wenn ich das tue, werd ich künftig auch an die junge Kenianerin Elizabeth Wathuti denken.

Linktipps:

https://www.hr-inforadio.de/podcast/politik/last-exit-glasgow-halbzeit-bei-der-klimakonferenz,podcast-episode-93906.html (mit O-Tönen aus der Rede von Elizabeth Wathuti)

https://extinctionrebellion.de/blog/please-open-your-hearts/ (Rede von Elizabeth Wathuti zum Nachlesen)

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Länder_nach_CO2-Emission_pro_Kopf

 

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