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In der Zeit als das Wünschen noch geholfen hat
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In der Zeit als das Wünschen noch geholfen hat

Carmen Jelinek
Ein Beitrag von Carmen Jelinek, Evangelische Dekanin, Kirchenkreis Kaufungen
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„In den alten Zeiten, in denen das Wünschen noch geholfen hat“…so beginnt das Märchen „Der Froschkönig“ von den Brüdern Grimm.

Die Prinzessin spielt mit einer goldenen Kugel, die in einen Brunnen fällt. Ein Frosch taucht auf und die Prinzessin ist bereit, ihm alles zu versprechen, wenn er nur ihr Spielzeug wieder herbeibringt. Besonderen Reichtum will der Frosch nicht, aber er wünscht sich: „Wenn du mich liebhaben willst und ich soll dein Geselle und Spielkamerad sein, an deinem Tischlein neben dir sitzen, von deinem goldenen Tellerlein essen, aus deinem Becherlein trinken, in deinem Bettlein schlafen, wenn du mir das versprichst, so will ich hinuntersteigen und dir die goldene Kugel wieder heraufholen.“

Der Wunsch der Prinzessin geht in Erfüllung. Die Wünsche des Frosches gegen den anfänglichen Wiederstand der Prinzessin auch. Allerdings hat die Prinzessin bei ihrem Wünschen nicht alle Konsequenzen bedacht. Eines Tages klatscht sie ihn dann aus lauter Abscheu an die Wand klatscht und aus ihm plötzlich eine verwunschener Prinz entsteht.

Märchenhaft klingt das und die Frage steht im Raum: Hilft wünschen heute noch?

Saskia Wendel, eine Theologien und Religionsphilosophin sagt: „Wünschen hilft sehr wohl, indem es mich nämlich befähigt, meinen Horizont zu erweitern. Wenn ich mir oder der Gesellschaft etwas wünsche, schaue ich über den Tellerrand hinaus, sehe, was es noch gibt, geben könnte. Wünschen kann das Immer-weiter-so des Alltags unterbrechen.“

Und das wiederrum hilft neue Perspektiven auf mein Leben und auf gesellschaftliche Zustände zu werfen, mich immer wieder neu auf die Suche zu begeben.

Natürlich geht das nicht wie bei einem Wunscherfüllungsautomaten, wo ich oben den Wunsch reinwerfe und unten kommt die Erfüllung heraus.

Aber wünschen kann immer eine Veränderung der eigenen Haltung bewirken. Es ist ein erster Anstoss, um mich zu engagieren.

Christen können doch nicht wunschlos sein. Wir wünschen uns, dass die Menschen nach Gottes Geboten leben. Das es liebevoll und gerecht unter uns zugeht. Nicht erst im Himmel, nein schon hier auf Erden. Darauf hoffen wir. Wünschen hat mit Hoffen zu tun. Was ich mir wünsche, das erhoffe ich auch und das gibt mir Mut und Kraft, dass ich mein Leben anpacke, dass ich handele, dass ich auf Veränderungen hinwirke. Wünsche zeigen mir eine hoffnungsvolle Perspektive. Und manchmal kommt, wie bei der Prinzessin, auch etwas ganz anderes dabei heraus als ich mir vorgestellt habe.

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