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Die Herrschaft des Volkes - heute umstritten?
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Die Herrschaft des Volkes - heute umstritten?

Bettina Pawlik
Ein Beitrag von Bettina Pawlik, Katholische Gemeindereferentin im Ruhestand
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Ich staune manchmal. Seit wir die Corona- Pandemie haben, werden wieder viele grundsätzliche Themen in unserer Gesellschaft neu diskutiert. Zum Beispiel: Welchen Wert hat das Leben? Oder: Was bedeuten uns unsere Grundrechte? Besonders wichtig finde ich die Diskussion über die Demokratie. Und heute ist ein Tag, der mir einen Anlass gibt, darüber besonders nachzudenken. Am 18. Mai 1848 haben sich in der Frankfurter Paulskirche die Mitglieder des ersten gesamtdeutschen Parlaments versammelt, um über eine freiheitliche Verfassung und die Bildung eines deutschen Nationalstaats zu beraten. Ein Meilenstein in der Entwicklung unsres Landes: Von der Herrschaft eines Menschen – nämlich des Kaisers - und einer bestimmten Menschengruppe – des Adels - hin zur Beteiligung aller Bürger an der Regierung und den Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens.

Demokratische Grundrechte schätzen und einhalten

Bei der gegenwärtigen Diskussion wird, glaube ich, vielen von uns bewusst, dass Demokratie nicht heißt: Ich gehe alle vier Jahre zur Wahl. Sondern es bedeutet: Es ist wichtig, dass wir eine Verfassung haben, in der die Grundrechte aller Menschen festgelegt sind. Schutz des Lebens und der Würde des Einzelnen, Freizügigkeit, Meinungs- und Pressefreiheit, und vieles mehr. Und ich bin erschrocken, wie viele Menschen in unserem Land diese Staats– und Lebensform nicht zu schätzen wissen und sie sogar bekämpfen.

Die Apostel lebten demokratisch

Auch einige Texte in der Bibel beschreiben demokratische Lebensformen, zum Beispiel die Apostelgeschichte. Da steht: „Und alle, die glaubten, waren an demselben Ort und hatten alles gemeinsam. Sie verkauften Hab und Gut und teilten davon allen zu, jedem so viel, wie er nötig hatte. Tag für Tag verharrten sie einmütig im Tempel, brachen in ihren Häusern das Brot und hielten miteinander Mahl in Freude und Lauterkeit des Herzens“. (Apostelgeschichte 2,44-46).

Demokratie klappt nur, wenn alle mitmachen

Das ist ja geradezu ein Musterbeispiel für Demokratie! Und es tut mir sehr leid, dass meine katholische Kirche diesen Weg nicht weitergegangen ist. Und dass sie in der jüngeren Geschichte Demokratie sogar verdammt hat. Bei mehr Gleichberechtigung und Mitbestimmung aller Gläubigen gäbe es auch viele Probleme in der Kirche heute nicht.

Ich wünsche mir mehr Demokratie, in der Kirche und auch in der Gesellschaft. Und ich finde es lohnt sich, wenn sich viele dafür stark machen.

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