Der 95-Jahres-Plan

Meine Bekannte Meike ist immer für eine verrückte Idee zu haben. Seit neuestem hat sie einen „95-Jahres- Plan“. Der geht so: Man schreibt Jahreszahlen untereinander (beginnend mit dem Geburtsjahr – in Meikes Fall 1960 und endend mit dem angenommen Tod- bei Meike wäre das im Jahr 2055) und dann füllt man die Jahreszahlen mit allem, was in ihnen passiert ist und was noch passieren soll.

Meike sagt: „Das darf auch ruhig spinnert sein.“ Und sie liest mir begeistert vor: „Schau: 2017 Angkor Wat sehen, 2018 Roman schreiben, 2020 Haus am Meer kaufen, (2019 überlegen, welches Meer), 2023 Ukulele Konzert geben, 2026 verwundert Beginn der Rentenzahlung registrieren, 2027 eine Gärtnerlehre beginnen usw.“ Meike ist ganz begeistert von ihrem neuen Projekt. „Ist es nicht erstaunlich, wieviel Zeit da plötzlich ist, die ich nutzen kann?!“ Und dann lacht sie: „Selbst, wenn man so wie ich schon mehr hinter sich als noch vor sich hat.“

Ich finde Meikes 95 Jahres Plan zugegebener maßen ein bisschen verrückt- aber total gut. Denn er bringt sie offensichtlich dazu, sich zu überlegen, welche Träume und Wünsche sie an die Lebenszeit hat, die noch vor ihr liegt. Sie sagt: „Weißt Du, was man nicht will, das ist ja oft schnell gefunden. Und dann meckert man und ist unzufrieden. Aber andersherum?!

Ich glaube, glücklich sein hat viel damit zu tun, seine Lebenszeit bewusst zu gestalten.“ Ich finde, Meike hat recht. Und mich inspiriert ihr kleines Projekt dazu, nicht nur auf die entfernte Zukunft, sondern auch auf die nähere zu schauen: Was müsste heute eigentlich noch passieren, damit ich sagen kann: das war ein guter Tag? Mit den Kindern im Garten spielen, Spazieren gehen, einem Freund zuhören, herzlich lachen, im Internet nach Ukulele Kursen googlen, meinem Mann einen Liebesbrief schreiben. Ich mach am besten gleich mal eine Liste.