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Dem Himmel doppelt nahe
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Dem Himmel doppelt nahe

Martin Vorländer
Ein Beitrag von Martin Vorländer, Evangelischer Pfarrer und Senderbeauftragter für den DLF, Frankfurt

Susen hat zwei Berufe, und beide haben mit dem Himmel zu tun. Mit einer halben Stelle ist sie evangelische Religionslehrerin an einer Frankfurter Privatschule. Mit der anderen Hälfte hebt sie ab. Jedes zweite Wochenende und an Feiertagen begleitet Susen als Stewardess Passagiere an die Enden der Welt. Die Bibel hat sie im Flugzeug immer dabei. Die 36-Jährige erzählt: „Als moderne Religionslehrerin habe ich natürlich eine BibelApp auf meinem Smartphone.“

Manche Kollegen von der Crew wundern sich schon ein bisschen, wenn sie mitkriegen, dass Susen in der Pause keine Zeitschrift, sondern in der Bibel liest. Dann erklärt sie: „Ich bin auch Religionslehrerin. Ich darf das.“ Viele werden dann neugierig und wollen wissen, wie sie Unterrichten und Fliegen unter einen Hut bekommt.

Spielt Religion beim Fliegen eine Rolle, wenn man dem Himmel so nahe ist? Susen sagt: „Eher weniger“. Dem Himmel näher fühlt sie sich auf der Erde. In der Luft ist sie mit ihrer Arbeit beschäftigt und kann die Schönheit nicht so wahrnehmen. Natürlich wirft sie mal einen Blick aus dem Fenster, wenn die Maschine über Grönland, Island oder das Himalaya-Gebirge fliegt. Sie schwärmt: „Die Berge, das Eis, das ist imposant. Es ist auch beeindruckend, wenn ich als Beisitzerin im Cockpit bei der Landung dabei sein darf. Sich aus dem Himmel zu erden, das ist ein gutes Gefühl.“

„Susen, dein Fall“, sagen Kollegen, wenn im Flugzeug die Frage aufkommt: Welcher religiöse Feiertag war gerade? Was hat es mit Pfingsten und dem Heiligen Geist auf sich? Und muslimische Fluggäste wollen häufig wissen: Wo können wir beten? In welcher Richtung hier im Flugzeug liegt Mekka? Manche breiten dann ihre Passagierdecke auf dem Boden aus und beten im Gang zwischen den Sitzen. „Das ist ein bisschen ein Platzproblem“, sagt Susen. „Aber absolut verständlich.“

Susen selbst betet vor jedem Flug und bittet Gott, dass er sie bewahrt und segnet. Schon gut, auf einem Flug von jemandem begleitet zu sein, die sich auch mit Glaube und Religion auskennt.

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