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Castingshow und Paul Gerhardt
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Castingshow und Paul Gerhardt

Rüdiger Kohl
Ein Beitrag von Rüdiger Kohl, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt-Bockenheim
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Dieter Falk ist ein international erfolgreicher, preisgekrönter Musiker. Ich habe ihn gerade zusammen mit seinem Sohn Max bei einer Konzertlesung erlebt, in der Kirche, in der ich Pfarrer bin.  Ein toller Abend! Er spielte mitreißende weltliche und geistliche Musik und las aus seinem Buch „Backstage“ (Dieter Falk, Backstage. Von PUR, Popstars und den Zehn Geboten, Droemer Knaur 2019) mit dem er Einblicke in sein Musikerleben gibt. Ich kannte ihn schon aus dem Fernsehen. Vor gut zehn Jahren hat er als Juror in einer Casting Show mitgemacht. Da hat er junge Popstars bei den ersten Schritten ins Showbusiness begleitet.

Dieter Falk hat an dem Abend auch von seinem Glauben erzählt. Die alten Geschichten und Lieder des Glaubens sind für ihn ein Schatz, um das Leben zu meistern. Ich mag seine Lieder, mit denen er alten Chorälen des Liederdichters Paul Gerhardt ein frisches musikalisches Gewand gegeben hat. Mit Erfolg. Viele Menschen hören die Mischung gern aus jahrhundertealten Texten und moderner Musik.

Besonders ein Choral von Paul Gerhardt ist Dieter Falk wichtig geworden. Er geht so:

„Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt,
der allertreusten Pflege, des der den Himmel lenkt.
Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.“


Aus diesen Zeilen spricht großes Vertrauen in Gott. Erstaunlich, wenn man weiß, was Paul Gerhardt in seinem Leben durchgemacht hat: Er lebte zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Von seinen fünf Kindern starben vier Kinder früh. Und seine Frau starb im Alter von 46 Jahren. Und dennoch hielt er an seinem Glauben fest.

Vielleicht hat Dieter Falk an diese Zeilen gedacht, als er selbst eine bedrohliche Situation durchstehen musste. Als sein ältester Sohn auf die Welt kommen sollte, gab es Komplikationen. Er konnte nur hoffen und beten, dass alles gut gehen würde.  Rückblickend erzählt Dieter Falk: „Der Gedanke, dass derjenige, der Himmel und Erde geschaffen hat, nun auch eine Lösung für die werdende oder nichtwerdende Familie Falk haben wird, hat mich beruhigt und getröstet.“ (Dieter Falk, a.a.O. 95) Das Gottvertrauen, das aus dem Choral spricht, hat ihm wohl Mut gemacht. Damals, als die Angst größer war als seine Zuversicht.

Ich glaube: Die Worte aus dem alten Lied können helfen, mit Gott um einen Weg zu ringen, auf dem ich weitergehen kann. Auch wenn eine Geschichte in meinem Leben nicht gut ausgeht. Und es tut  mir gut, wenn  Menschen von ihrem gelebten Glauben erzählen. Ich merke: Auch anderen geht es so, dass zu ihrem Glauben auch Fragen und sogar Vorwürfe an Gott gehören. Dann merke ich: In solchen Menschen begegnet mir Gott.

Für Dieter Falk und seinem Sohn ist es gut gegangen damals. Schon oft stand der Musiker inzwischen mit ihm und seinem zweiten Sohn auf der Bühne. Er erzählt: Die Musik hilft ihm Gott zu begegnen. Dann nimmt er sich kleine Auszeiten, setzt sich an den Flügel und improvisiert. Was ihn dann berührt, beschreibt er als Gegenwart Gottes.

An diesem Abend in der Frankfurter Kirche haben das wohl viele gespürt: Es tut gut, Musik zu spielen und zu hören, die die Seele berührt. Musik hilft, Gott zu zeigen, wenn man sich freut. Und ihm zu sagen, was das Herze kränkt, wie es Paul Gerhardt gedichtet hat.

In der Musik kann ich Gott begegnen. Nicht nur in der Kirche. Ich kann Gott überall begegnen. Das meint auch Dieter Falk, wenn er sagt: „Glaube gehört doch nicht nur in die Kirche, sondern mitten ins Leben, dahin, wo Menschen lieben, lachen und leiden!“ (Dieter Falk, a.a.O. 149.)

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