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Buß- und Bettag
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Buß- und Bettag

Andrea Weitzel
Ein Beitrag von Andrea Weitzel, Katholische Schulseelsorgerin und Religionslehrerin, Hanau

Drücken, drehen, wischen, umlegen … dieses und noch mehr lässt sich mit Schaltern machen. Ich bin umgeben von Schaltern: Lichtschalter, An- und Ausknöpfe am Handy und an der Spülmaschine. Oder der schöne schwarz-glänzende Bakelit-Drehschalter in unserem Keller, ein Relikt aus früheren Zeiten.

Und wie schnell das bei manchen Schaltern geht: an und aus, aus und an auf Knopfdruck. Kinderleicht! Das gibt mir das Gefühl von Handlungsfähigkeit, gar von Macht. Wenn ich es will, stellen unzählige Geräte ihre Arbeit ein oder beginnen damit für mich neu. Schnell und einfach kann ich die Dinge um mich herum regeln.

Schön wäre es, wenn ich alles so in der Hand hätte – zum Beispiel mein Leben als solches! Doch da sieht es oft ganz anders aus: Wie gern würde ich mal einen Schalter in mir selbst umlegen. Vielleicht den Schalter des Zweifels oder den des Perfektionismus? Schön wäre es auch manchmal, einen Schalter in unangenehmen Situationen umlegen zu können: In einem Konflikt einfach mal auf Frieden schalten –Frieden – EIN, Streit – AUS. Oder eine Krankheit einfach ausschalten – ein AUS-Schalter für beispielsweise einen Virus! Virus: Aus – Gesundheit: EIN.

So einfach ist es leider nicht. Manches lässt sich nicht einfach aus- oder einschalten und damit regeln. Aber die Sehnsucht nach schnellen und einfachen Lösungen und Veränderungen kenne ich nur zu gut – und anscheinend nicht nur ich.

Denn mit ON und OFF – den englischen Worten für EIN und AUS – spielt der Titel der diesjährigen Aktion der Evangelischen Kirche zum heutigen Buß- und Bettag. Meine eigenen, katholischen Erinnerungen an die Zeit, als der Buß- und Bettag noch ein gesetzlicher Feiertag gewesen ist, sind inzwischen recht blass. An was ich mich noch erinnere, ist natürlich die Freude über den schulfreien Tag. Auf gesamtdeutscher Ebene war dies zuletzt 1994 der Fall. Danach wurde der Buß- und Bettag zur Finanzierung der Pflegeversicherung abgeschafft.

Also damals ein OFF für den gesetzlichen Feiertag – aber weiterhin ein ON innerhalb der Evangelischen Kirche. Die Homepage busstag.de klärt daher über den innerkirchlichen Stellenwert des Buß- und Bettages auf. Ein Tag der Besinnung und Neuorientierung sei er. Ein Tag des Nachdenkens über individuelle und gesellschaftliche Irrtümer wie beispielsweise Fremdenhass, Umweltzerstörung und die Ausgrenzung von Armen und Obdachlosen.

Und damit spricht mich das diesjährige Motto "Zukunft ON-OFF" unmittelbar an: Sofort sehe ich die Schalter vor mir: viele OFFs und viele ONs, die den Weg für eine friedlichere und hoffnungsvollere Zukunft öffnen. Wie das Wirklichkeit werden kann, und wo die persönliche Verantwortung liegt – darauf wirft die Evangelische Kirche heute ein besonderes Augenmerk. Und trägt sicherlich dazu bei, dass hier und dort lebenshinderliche Schalter in den Köpfen umgelegt werden.

Einen kleinen ON-Schalter gönne ich mir direkt: Auf der besagten Homepage ist ein einfacher ON-OFF-Schalter abgebildet. Betätige ich diesen per Mausklick, erscheinen die Gedanken von Menschen. In nur einem einzigen Wort haben sie ihre Sichtweise auf die eigene Zukunft ausgedrückt. Erscheint diese eher offen und ON oder liegt sie im OFF?

Mein Zukunftswort jedenfalls ist … Hoffnung – ein Wort, welches das englische OFF enthält. Für mich ein Hinweis, dass die Hoffnung immer einen AUSweg bietet – allen OFF-Schaltern im Leben zum Trotz!

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