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Musik gegen Schmerz
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Musik gegen Schmerz

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Das Wohnzimmer der Frau liegt in Trümmern, zeigt ein kurzer Film im Internet. Alles ist zerstört nach der Explosion in der Stadt Beirut im Libanon. Nur eins im Zimmer ist heil: das Klavier.

Die Frau räumt aber nicht auf. Sie macht etwas anderes. Sie setzt sich ans Klavier und spielt ein Lied, mitten im Schmerz.

Auf Deutsch heißt das Lied: Nehmt Abschied, Brüder, ungewiss ist jede Wiederkehr. Die Frau spielt langsam; ihre Innigkeit rührt zu Tränen.Vor allem dieser eine Satz im Lied: "Wir ruhen all' in Gottes Hand."

Von einer Sekunde auf die andere alles zerstört

Es ist schrecklich, was Menschen manchmal widerfährt. Gerade liebt man sein Leben, erfreut sich seiner Wohnung und der Nachbarn - in der nächsten Sekunde ist alles zerstört.

Die Älteren erinnern sich noch an die Trümmer nach dem Krieg. Es sah aus, als sei jede Hoffnung zerbrochen. Für alle Zeiten.

Und trotzdem: "Wir ruhen all' in Gottes Hand"

Aber dann kommt sie doch wieder, die Hoffnung. Ganz leise. Ein Mensch setzt sich ans Klavier und spielt "Wir ruhen all‘ in Gottes Hand".

Jemand bringt Essen, das stärkt; eine andere verschenkt etwas, damit Menschen darauf schlafen oder sich kleiden können. Oder es stehen welche in Trümmern und singen ein Lied.

Da spürt man, was Grund aller Hoffnung ist: Wir sind nie so alleine, wie wir uns manchmal fühlen. Wir ruhen in Gottes Hand.

Es hat Größe, in Trümmern zu sitzen und zu musizieren - gegen den Schmerz. Es schenkt Hoffnung, einen Menschen in seiner Not aufzurichten.

Wer im Schrecken nach Gott sucht, findet Menschen. Wer glaubt, ist zu stolz, sich und andere aufzugeben.

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