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60 Jahre Antibabypille
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60 Jahre Antibabypille

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Moderator/in: Heute vor 60 Jahre kam ein Medikament auf den Markt, das die Welt verändert hat. Genau: die Antibabypille – oder kurz "Die Pille". Am 18. August 1960 wurde das Verhütungsmittel "Enovid" in den Vereinigten Staaten zum ersten Mal verkauft. Am Anfang übrigens nur an verheiratete Frauen … unter dem Deckmäntelchen "Hilft gegen Menstruationsbeschwerden".

Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: Auch bei euch wurde ja damals viel über die Pille diskutiert. Warum eigentlich?

Na, mich wundert's nicht: Die Pille hat schließlich wesentlich zur "Sexuellen Revolution" beigetragen. Und da war von Anfang an das zentrale Thema: Wenn Sex und Fortpflanzung nicht mehr automatisch zusammengehören – weil man mit Pille eben auch Sex haben kann, ohne eine Schwangerschaft zu riskieren – wird es dann nicht überall drunter und drüber gehen. Jede treibt’s mit jedem. Nur noch Sodom und Gomorrha?

Die Fürsprecherinnen haben dagegen sofort gesagt: Endlich! Endlich Liebe ohne Angst … vor Schwangerschaft. Endlich ein vernünftiger Weg, um die Familienplanung zu steuern. Endlich mehr Selbstbestimmung der Frau über ihren Körper.

Und was denkst du heute als Pfarrer über die Pille?

Die evangelische Kirche hat früh gesagt: Sexualität und Fortpflanzung sind zwar miteinander verbunden, aber zwei unterschiedliche Dinge. Natürlich können Menschen Spaß am Sex haben, ohne dass sie dabei gleich an das Zeugen eines Kindes denken müssen.

Mehr noch: Lustvoller Sex ist ein Geschenk Gottes, das man mit allen Sinnen genießen darf – aber mit dem man eben auch verantwortungsvoll umgehen soll.

Und weil Gott den Menschen immer empfiehlt, liebevoll zu sein, würde ich sagen: Wenn die Pille Menschen hilft, ihre Liebe auch sexuell zum Ausdruck zu bringen … dann ist das heute ein gutes Jubiläum. 

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