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Anschubhilfe
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Anschubhilfe

Clemens Weißenberger
Ein Beitrag von Clemens Weißenberger, Katholischer Pastoralreferent, Frankfurt
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Kurz vor dem Anstieg bei unserer Familienfahrradtour wurde meine Tochter ganz verzweifelt: „Papa, ich schaffe das nicht!“ jammerte sie und machte sogar Anstalten, stehen zu bleiben. Ich habe geseufzt und bin mit meinem Rad neben sie gefahren. An der Schulter wollte ich sie anschieben, bis zum Ende des Anstiegs. Genau in dem Moment geschah das Unerwartete: Sie startete durch und schrie: „Juchhe, jetzt schaff ich es!“ Und weg war sie.

Es hilft, wenn jemand an deiner Seite ist

Ich musste lachen, wie sie da auf einmal Kräfte wie aus dem Nichts entwickelte. Wieder einmal habe ich gesehen: Es hilft, wenn jemand an deiner Seite ist. Wenn jemand bei Schwierigkeiten da ist. Wenn jemand auch mal Anschubhilfe leistet. Und eben: wenn jemand an mich glaubt. Das kann mich zu ungeahnten Leistungen bringen. Und erstaunliche Ergebnisse zeigen. Ich erinnere mich an den Schüler, den ich eigentlich selbstverständlich für eine gute Hausaufgabe gelobt habe, die ich kontrolliert hatte.  Lächelnd ist er zu seinem Platz gegangen und hat dann ganz motiviert seine Textarbeit erledigt. Oder der Handballspieler, den ich beim Training motiviert habe. Er hat es tatsächlich geschafft, seinen Ball in einer bestimmten Zeit zigmal sicher an die Wand zu werfen und zu fangen. Richtig glücklich hat er ausgesehen. Und schließlich erinnere ich mich an den Stolz bei einer Bergwanderung, als ich selbst den Gipfel erreicht habe, obwohl ich fast am Ende war und es nur gepackt habe, weil mein Freund bei mir blieb und wir zusammen ankamen.

Gott stärkt mir den Rücken

Mir fallen weitere Situationen ein. Aber auch Momente, in denen ich Verzweiflung, Mutlosigkeit und Ohnmacht gespürt habe. Mir ist es tatsächlich zur Stütze und Halt geworden, in solchen Momenten an meinen Glauben zu denken. Und darauf zu hoffen und zu bauen: Es gibt einen Gott an meiner Seite. Der da ist, auch wenn ich es nicht merke. Selbst, wenn ich nicht an ihn denke. Aber der wie mein Schatten zu mir gehört und mir den Rücken stärkt. Diese Stärke und Gegenwart Gottes deute ich als seinen Geist. Er lässt mich geduldig werden, wenn ich ungeduldig bin, mutig, wenn ich mutlos wurde, und stark, wo ich schwach bin. Selbst, wenn es um den Tod geht, glaube ich daran: Er ist in der einsamsten Stunde da. Er gibt mir Hoffnung, die über den Tod hinausgeht. Da glaube ich ganz in der Tradition, wie Jesus glaubte. Dass unser Leben selbst nach dem Tod weitergeht. Bei Gott. Das gibt mir Kraft und ist Anschub bei so vielen Anstiegen und Hindernissen in meinem Leben. Nicht nur bei Ausflügen mit dem Fahrrad.

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