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Advent mitten im Sommer

Advent mitten im Sommer

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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Ganz oben auf meinem Bücherstapel für die Sommerzeit liegt ein Buch, dessen Titel – das gebe ich zu – ziemlich verrückt klingt für Mitte Juni. Es heißt nämlich „Advent, ein spirituelles Abenteuer“. Kerzen und Glühwein in der Sommerhitze? Besser nicht.

Trotzdem habe ich mir dieses Buch genau für die nächsten Wochen rausgesucht. Gekauft habe ich es schon vor zwei, drei Jahren, weil mir jemand den Autor, Bernhardin Schellenberger, empfohlen hatte. Es war irgendwann im November und der Titel sprach mich gerade an. Und dann war es so wie meistens im Dezember: Ich bin kaum nachgekommen mit den ganzen vorweihnachtlichen Aufgaben – und Muße für die eigene Besinnung war auch keine mehr da. Um beim Buchtitel zu bleiben: die spirituelle Abenteuerlust war da eher mau.

Das Buch hat 24 kleine Kapitel mit Anregungen zum Besinnen und Weiterdenken, so eine Art spiritueller Adventskalender … und gleich beim ersten Kapitel, sozusagen beim ersten Türchen, bin ich stecken geblieben, jedoch ganz ohne schlechtes Gewissen. Denn gleich zu Anfang schreibt der Autor: die 24 Adventstage könnte man beruhigt in eine andere Zeit verlegen, wenn es gerade zu eng und hektisch wäre, in den Januar nach den Festtagen zum Beispiel oder auch in den Sommerurlaub. Man könne das Adventsbuch ohne weiteres mit an den Strand nehmen, denn auf der südlichen Hälfte der Erde würde Weihnachten ja auch mitten im Sommer gefeiert. Und so will ich mir jetzt ein bisschen Advent mit ins Freibad und in den Urlaub nehmen.

Ob mich das Buch fesseln wird, das weiß ich jetzt noch nicht. Der Autor jedenfalls erinnert daran: Das englische Wort für Abenteuer, adventure, ist gar nicht so weit weg von Advent…. Da kommt was auf uns zu und wir können was draus machen.

Ich mag Bücher und Filme, die mich bewegen, die etwas in mir anstoßen und zum Klingen bringen: Mut oder neue Ideen oder Selbsterkenntnis. Das finde ich spannend. Bei Kinofilmen, die ja meist nur zwei Stunden dauern, ist das noch deutlicher spürbar: Ich kann mich an zwei, drei Filme in meinem Leben erinnern, bei denen ich deutlich toleranter, weltoffener als vorher das Kino verlassen habe - einfach weil ich abtauchen durfte in Situationen und Welten, die mir bis dahin verschlossen waren.

Inzwischen finde ich auch im Internet Blogs, die mir Lust machen, Neues auszuprobieren, und damit meine ich jetzt nicht unbedingt neue Reiseziele oder Kochrezepte. Es gibt Seiten, die mir zum Beispiel Mut machen, mich zu engagieren, ob fürs Klima oder für ein besseres nachbarschaftliches Miteinander, aller kursierenden Resignation um Trotz.

Die besten Berichte und Geschichten sind immer die, die nicht nur von anderen handeln, sondern die, die mich selbst verwickeln, vielleicht in Frage stellen, jedenfalls weiter bringen.

Advent - das ist doch eigentlich die Vorbereitung dafür, dass Gott in unserer Welt Platz findet, dass Gott ganz konkret Hand und Fuß bekommt.

Advent, so sagen wir vor Weihnachten immer, ist so eine Zeit, wo wir merken können, was wirklich wichtig ist. Oder besser: merken könnten…. Wenn drumherum nicht gerade so viel los wäre!

Die Sommerferien stehen vor der Tür … und ich bin mal gespannt auf mein persönliches Adventsabenteuer mitten im Hochsommer.

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