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Wohltaten

Wohltaten

Jochen Straub
Ein Beitrag von Jochen Straub, Seelsorge für Menschen mit Behinderung im Bistum Limburg
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Das war ein leckerer Kuchen! Vor kurzem gab‘s zuhause zum Kaffee mal wieder meinen Lieblingskuchen: Frankfurter Kranz. Er war genauso, wie ich ihn mir vorgestellt habe: herrliche Buttercreme zwischen dem Biskuitteig, die fruchtigen Heidelbeeren mit ihrem Rot, das ich sehen und noch viel besser schmecken kann, der leckere Krokant außen herum, und das Ganze noch herrlich garniert mit kleinen Tuffs von Buttercreme obendrauf. Was kann es Schöneres geben als eine gute Tasse Kaffee und ein noch besseres Stück Frankfurter Kranz.

Meine Schwiegermutter macht den Frankfurter Kranz am besten. Sie stöhnt zwar immer, was für eine Heidenarbeit es ist, aber ab und an nimmt sie die viele Arbeit auf sich.

Mir fällt dazu eine wunderbare Geschichte ein. Sie erzählt von einem Rabbi, der einmal Gäste in seinem Haus bewirtete. Er arbeitete schwer und trug sogar das Stroh für ihre Lagerstatt mit eigenen Händen herbei. Da fragte einer seiner Gäste: „Sagt Rabbi, wäre es nicht ein paar Groschen wert gewesen, einen Mann anzustellen, der euch das Stroh hereingebracht hätte? Warum strengt ihr euch so an und tut alle Arbeit selbst?“ Der Rabbi lächelte: „Ihr verlangt von mir, dass ich es einem anderen überlasse, Gutes zu tun – und ihn dann auch noch bezahle?“

Vielleicht schmeckt unser Frankfurter Kranz deshalb besonders gut: mit jedem Stück spüre ich: meine Schwiegermutter möchte mir und uns etwas Gutes tun – und das ist nicht bezahlbar. Mit keinem Geld der Welt.

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