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Tag der Erinnerung

Tag der Erinnerung

Monika Dittmann
Ein Beitrag von Monika Dittmann, Katholische Seelsorgerin im Altenheim, Flörsheim am Main

Heute ist der 17. Juni. Jedes Jahr, wenn dieses Datum auf dem Kalenderblatt erscheint, erinnere ich mich… Früher war das ein Feiertag, ich hatte keine Schule. Ich war zu jung, um zu begreifen, um was es geht. Aber der Name hatte sich mir eingeprägt: „Tag der Deutschen Einheit“.

Aufstehen für Freiheit ist immer wieder neu - nötig und wichtig

Heute weiß ich: Es ging um Aufstand, es ging um Freiheit, es ging um die Ängste von Menschen, es ging um Zukunft. Den Feiertag gab es lange in unserem Kalender. Und dann 1989 fiel eine Grenze, eine Mauer, von der viele gedacht hatten, dass sie sich niemals mehr öffnen würde. Der Feiertag steht nicht mehr im Kalender. Aber ich bewahre diesen Tag tief in meinem Herzen. Denn ich weiß, wie wichtig es ist, dass Menschen aufstehen für Freiheit. Dass Menschen aufstehen in ihrer Not. Dass Menschen ins Wort bringen, was Gerechtigkeit und Freiheit verletzt.

Mauern zum Fallen bringen

Wir haben mittlerweile ein vereintes Deutschland. Aber wir wissen auch: nicht alles ist perfekt. Wir haben keine vollkommene Gesellschaft. Dennoch bin ich dankbar für das, was Menschen erreicht haben in vielen Jahren des Hoffens, Verhandelns und Betens.

Zugleich bin ich besorgt. Es gibt so viele Demos und Proteste, die zielen nicht auf Einheit, die zielen nicht auf Gerechtigkeit und Frieden, sondern provozieren Spaltung, missachten Recht und Meinungsfreiheit.

Für die Rechte aller, nicht nur meine eigenen einstehen

Protest und Kritik gab es zu allen Zeiten. Auch die Bibel kennt mahnende Reden und scharfe Worte. Die Propheten hielten nicht zurück mit Drohungen. Aber – sie stellten nie sich selbst in den Mittelpunkt. Sie forderten nie Wohlergehen für sich selbst. Sie riskierten ihr eigenes Leben, weil sie sich einer größeren Ordnung, einer höheren Wahrheit verpflichtet sahen: Sie suchten der Stadt, des Landes Gutes im Namen Gottes (vgl. Jeremia 29). Ihr Maßstab war Gottes Güte und Barmherzigkeit, die das Volk immer wieder erfahren hatte. Sie waren nicht auf Krawall gebürstet, sondern suchten den Frieden, jagten ihm nach mit ihren Worten und Zeichenhandlungen. Mit ihren Mahnungen erinnerten sie an Gottes Friedensordnung und die Weisungen, die ein Zusammenleben im Frieden möglich machen.

Veränderung muss bei mir selbst beginnen

Heute erinnere ich mich daran, lasse mich erinnern: Weltveränderung, Gesellschaftsveränderung geht nicht ohne die Veränderung des einzelnen Menschen. Sie beginnt im Herzen des Einzelnen. Und ich erinnere mich: So viel Gutes haben Menschen im Namen Gottes schon bewirkt und erbeten. Ich schließe mich heute all jenen an und bete um Frieden und Gerechtigkeit; zugleich will ich mich gegen alle Gewalt und gegen jeden Hass stellen.

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