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Mut zum Träumen
Bild: sarah richter_pixabay

Mut zum Träumen

Pia Arnold-Rammé
Ein Beitrag von Pia Arnold-Rammé, Katholische Pastoralreferentin, Referentin für Sozialpastoral, Frankfurt
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„Dann wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Knabe kann sie hüten, Kuh und Bärin freunden sich an, ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frisst Stroh wie das Rind, der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter, das Kind streckt seine Hand in die Höhle der Schlange.“ (Jesaja 11,6-8)

Was für ein unrealistisches, aber einfach grandioses Tierreich des Friedens wird da gemalt! Tiere, die sich ansonsten gegenseitig auffressen, liegen plötzlich friedlich beieinander. Und das gilt auch für Menschen – oder zumindest für Kinder, für den Säugling vor dem Schlangenloch.

So unrealistisch es auch scheint – hört nicht auf zu träumen

Der Text ist schon alt, fast zweieinhalb tausend Jahre und stammt aus der Bibel. Der Prophet Jesaja erzählt von diesem friedlichen Tierreich. Doch seine Zeit war keineswegs so friedfertig wie sein Bild vom Tierfrieden. Ganz im Gegenteil, kriegerisch und gewalttätig ging es zu, fast so schlimm wie heutzutage. Ja, die Bilder des Jesaja sind unrealistisch: Niemals wird es gelingen, dass der Wolf beim Lamm wohnt, ohne es zu fressen. Oder dass Kalb und Löwe zusammen weiden können, ohne dass Blut fließt. Aber trotzdem ist Jesaja kein weltfremder Spinner, der unrealistischen Träumen nachhängt. Denn gerade wenn die Zeiten schlecht sind, sind die Träume und Hoffnungen wichtig. Das wusste auch Jesaja. Er als Prophet will ja nicht nur die Menschen wachrütteln, sondern vor allem ihre Hoffnungen und Visionen stärken. Eine bessere Welt ist möglich, auch wenn vielleicht momentan alles dagegen spricht. Und das ist nicht damals eine wichtige Botschaft, sondern auch heute.

Die Hoffnung auf eine bessere Zeit nie aufgeben

Für mich ist es wichtig, über alle negativen Erfahrungen hinweg die Träume und Visionen nicht zu verlieren. Friede ist möglich, auch wenn es Kriege gibt, Versöhnung ist möglich trotz Streit und unterschiedlicher Meinungen. Und wir werden uns wieder umarmen und miteinander feiern können, auch wenn es aktuell so anders aussieht. Und das ist genau das, was für mich als Christin Advent bedeutet. Oder anders ausgedrückt: „Wer keinen Mut zum Träumen hat, hat keine Kraft zum Kämpfen.“

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