Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Meine Schwachpunkte helfen anderen

Meine Schwachpunkte helfen anderen

Uwe Groß
Ein Beitrag von Uwe Groß, Katholischer Diakon, Pfarrei St. Peter und Paul, Wiesbaden
Beitrag anhören:

Verkaufe Welpen – stand am Tor eines Bauernhofs.

Der Hund des Bauern hatte fünf kleinen Welpen geworfen. Der Bauer wollte sie nicht alle behalten und bot sie zum Verkauf an. Ein kleiner Junge meldete sich und wollte die Hundebabys unbedingt erst ansehen, bevor er eins davon kaufte.

Also ging der Bauer mit dem Jungen zur Hundehütte und als die Hundefamilie rauskam, sah man, dass einer der fünf Welpen hinkte. „Was ist denn mit dem los?“ fragte der Junge. Der Bauer antwortete: „Der wird wohl immer hinken, der Tierarzt hat einen Fehler in seinen Gelenken festgestellt.“  „Ich nehme ihn,“ sagte der kleine Junge. Der Bauer verstand nicht richtig. „Warum willst du gerade den nehmen? Der kann doch nie richtig den Berg hoch rennen?“

Da schob der Junge sein Hosenbein hoch und zeigte dem Bauern sein eigenes verkrüppeltes Bein: „Ich laufe selbst nicht so gut“, meinte der Junge, "der Hund braucht jemanden, der ihn versteht“. Der Bauer wollte dem Jungen den Hund schenken, aber der lehnte ab: „Nein - auch der ist sein Geld wert,“ sagte er.

Diese Geschichte habe ich in einem Adventskalender entdeckt, und sie hat mich angerührt. Besonders dieser Satz des Jungen: „Ich laufe selbst nicht so gut, der Hund braucht jemanden, der ihn versteht“.

Ich habe das schon oft in meinem Beruf erlebt: Da kommt ein Mensch zu mir, der gerade einen Angehörigen durch den Tod verloren hat. Er sucht Trost bei mir. Und ich versuche ihn dadurch zu trösten, dass ich ihm sage, was mir schon in einer solchen Situation geholfen hat. Immer wieder kommen auch Menschen mit psychischen oder körperlichen Leiden ins Pfarrhaus. Was ihnen hilft, ist zuhören, zuhören und davon erzählen, wie ich selber mit einer Krankheit umgegangen bin. Was mir Kraft und Mut gegeben hat. Wie es weiterging.

Von Jesus wird in der christlichen Tradition auch als dem verwundeten Arzt gesprochen. Damit ist gemeint: Jesus konnte anderen Menschen helfen, weil er selbst das Leben mit Problemen kannte.

Und ich kenne das auch von mir: Mich überzeugen keine Menschen, die mir theoretisch alles gut erklären können. Sondern ich schätze vor allem Menschen, die reich an Erfahrungen sind. Sie haben mir etwas zu sagen. „Ich laufe selbst nicht so gut“ – sagt der Junge, „der Hund braucht jemanden, der ihn versteht.“ Um anderen Menschen helfen zu können, brauchen wir nicht perfekt zu sein. Gerade mit dem, was wir selbst schon durchlitten haben, wo wir selbst schwach waren, gerade mit dem nützen wir auch anderen.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren