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Leben oder gelebt werden?
Bild: pixabay

Leben oder gelebt werden?

Michael Friedrich
Ein Beitrag von Michael Friedrich, Katholischer Diakon in der Pfarrei St. Peter und Paul, Hosenfeld
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Der Glaube gibt Zuversicht und Hoffnung

"Papa, wie soll das denn gehen? Der war bestimmt nicht im Backofen!", folgert meine Tochter. Mit "DER" ist ein Joghurtbecher gemeint. Ich präsentierte ihr zwei Joghurtbecher, den einen als Plastikklumpen, den anderen dagegen völlig intakt. Das Ergebnis eines Experimentes, das wir beide durchgeführt hatten. Die beiden leeren Joghurtbecher standen beide für gut 15 Minuten im heißen Backofen. Meine Tochter vermutete, nachdem unterschiedliche Materialien ausgeschlossen waren, einen Trick. Warum war der eine Becher augenscheinlich unversehrt und der andere zu einem kleinen Plastikhaufen geschmolzen. Und den Trick gab es auch. Von ihr unbemerkt hatte ich den einen Becher randvoll mit kaltem Wasser gefüllt und ihn so in den Backofen gestellt. Er war der Experimentierbecher, der am Ende in seiner Form blieb.

Manchmal ergeht es mir wie den beiden Joghurtbechern. Es gibt Tage und Zeiten, da fühle ich mich wie das geschmolzene Gefäß, kann den Anforderungen meines Alltags wenig oder nichts entgegensetzen. In mir steigt das Gefühl auf, ich werde gelebt, statt mein Leben selbst zu steuern. Termine häufen sich, Arbeiten, die sofort erledigt werden müssen, Gespräche, die schon lange warten geführt zu werden, noch ein wichtiges Konzept schreiben. Dann denke ich an einen Bibelvers, der mich schon lange begleitet. Er steht im Buch Josua "Sei mutig und stark!" (Josua 1,9) heißt es da. Und der Bibeltext geht ermunternd weiter: "Fürchte dich also nicht und hab keine Angst; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir bei allem, was du unternimmst." Ein tröstliches und aufmunterndes Wort, das mir in dieser Situation neue Kraft und neuen Schub gibt. Und als Christ stärkt mich die Zusage Gottes, dass er bei mir ist, in allem was ich unternehme.

Von dem Experiment mit den Joghurtbechern lässt sich aber auch ableiten, wie dieses "stark sein" aussehen kann. Der Joghurtbecher war nicht in sich selbst stark. Nur dadurch, dass er gefüllt war, konnte er die Hitze überstehen. Fülle ich mein Leben mit Dingen wie Geld, Ansehen, einem guten Erscheinungsbild merke ich schnell: Diese sind krisenanfällig, vergänglich und werden nicht ewig bestehen. Ein weiteres Versprechen Gottes aus der Bibel kommt mir in den Sinn. Ich finde es im Buch Jesaja: "Ich helfe dir, ja, ich mache dich stark!" (Jesaja 41,10) Er, Gott selbst ist es, der meinen Lebensbecher füllen möchte, und zwar mit seiner Botschaft. Mein Glaube bietet mir diese Perspektive: Das Leben beschränkt sich nicht nur auf das Heute, auf das Hier und Jetzt. Durch Jesus Christus, den auf die Welt gekommenen Sohn Gottes, wird mir ein ewiges Leben geschenkt. Diese Hoffnung macht stark, auch in Krisen, auch in Zeiten von Corona.

"Ich glaube, ich habe das Experiment verstanden", sagte meine Tochter. "Auch ich möchte meinen Lebensbecher mit der Frohen Botschaft des Glaubens füllen!"

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