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Hildegard von Bingen
Bildquelle: Julia Schiwek/Pixabay

Hildegard von Bingen

Kurt Grützner
Ein Beitrag von Kurt Grützner, Evangelischer Pfarrer i. R., Kassel
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Im Sommer war ich in Bingen. „Rhein in Flammen“ heißt das traditionelle Fest dort. Alle Schiffe auf dem Fluss. Ich hatte auch einen Platz. Zum Abschluss ein großes Feuerwerk über dem dunklen Rhein. Wirklich mystisch.

In dieser Gegend hat also Hildegard von Bingen um 1100 gelebt und gewirkt. Heute ist ihr Todestag. Vor Ort gibt es Gottesdienste und Gedenkfeiern. Ich möchte hier auch an diese bemerkenswerte Frau des Mittelalters erinnern.

Bekannt und beliebt ist sie heute wohl besonders wegen Ihrer Naturheilkunde und ihrer Musik. Was mich aber am meisten begeistert ist ihre Überzeugung, dass alles mit allem zusammenhängt. Diese Überzeugung hat sie vor allem durch ihre Visionen. gewonnen. Sie hat lange gezögert, bevor sie überhaupt davon erzählte. Es scheint fast so, als hätte es auch damals schon Stimmen gegeben, die meinten: „Wer Visionen hat muss zum Arzt.“

Wie dem auch sei: Jedenfalls hat Hildegard von Bingen durch ihre Visionen erkannt, dass alles in der Welt irgendwie mit allem zusammenhängt. Und mit dieser Erkenntnis ist sie hochaktuell: „Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen?“ Diese Frage der modernen Chaosforschung bewegte die Welt im ausgehenden 20ten Jahrhundert. Oder: Inzwischen verschreibt auch der Hausarzt Akupunktur. Ein gezielter Nadelstich hat Wirkung auf ein Organ oder Gelenk irgendwo im Körper.

Knapp 900 Jahre nach Hildegard von Bingen nähert sich moderne Wissenschaft ihrer visionären Erkenntnis, dass alles mit allem irgendwie zusammenhängt. Hildegard hat darin Gott erkannt, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und ich erkenne mich als Teil dieser Schöpfung. Und ich weiß um die Aufgabe, sie zu bebauen und zu bewahren. Dafür ist es gut, zu wissen, dass alles mit allem zusammenhängt. Danke Hildegard von Bingen.

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