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Fußgänger-Fließband-Gnade
Bildquelle: pixabay

Fußgänger-Fließband-Gnade

Simone Twents
Ein Beitrag von Simone Twents, Katholische Dezernetin für Glaubenskommunikation und Pastorale Innovation, Fulda

Doppelt so schnell voranzukommen wie üblich, und das mit einem unglaublichen Gefühl von Leichtigkeit - am Frankfurter Flughafen zum Beispiel ist das möglich. Dort gibt es diese Fußgänger-Fließbänder. Darauf zu laufen macht Spaß. Bei den ewig langen Gängen vom ICE-Bahnhof zum Terminal sind sie da, hundertmeterweise. Samt Koffer steige ich auf, laufe einfach weiter und komme doppelt so schnell voran. Ich laufe so mühelos, fast wie von selbst. Anstatt einfach auf ein Vehikel aufzusteigen und mich fahren zu lassen und zu warten, bis ich endlich ankomme. Ich kann vorwärts streben, meine eigene Kraft hat auf einmal doppelt so viel Effekt. Ein Wow-Gefühl!
Immer wenn ich auf so ein Fließband aufsteige, genieße ich diese Kombination aus Leichtigkeit und Bewegung. Und in mir weckt das noch ein weiteres Gefühl. Ich denke mir: „So fühlt sich Gnade an.“ Fußgänger Fließbänder. Mein persönlicher Inbegriff von Gnade.
Gnade - ein altes, schwergewichtiges Wort, aus jahrhundertealten Chorälen und Kirchengebeten vertraut. Abgenutzt. Gnade - ein Weihnachtswort. Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade.
Dieses alte Wort Gnade bedeutet auch für mich heute etwas. Gott hat Gnade für mich. Gnade ist Unterstützung. Gnade ist das Fußgänger-Fließband, auf dem ich selber Laufe – und gleichzeitig getragen werde.
Gnade ist Rückenwind, Leichtigkeit, gutes Vorankommen, Unterstützung. Trotz Gepäck Spaß, Freude und Leichtigkeit empfinden. Gnade eben. Geschenk. Meist ist Gnade fast unmerklich - ich laufe ja selber. Toll, wie ich das alles mache und wieviel ich schaffe! Befriedigend, ich kann richtig Strecke machen, schreite dahin mit wachsender Kraft. Wow! Leichtigkeit!
Wie stark die Unterstützung war, merke ich beim Absteigen: wenn ich mit meinem Koffer ans Ende des Bandes komme; wenn ich wieder komplett aus eigener Kraft weitergehe. Dieser Schwung Gottes, die Wertschätzung meiner eigenen Bewegung und die Unterstützung durch seine Gnade machen mich dankbar. Gott ist da. Ihnen und mir wünsche ich heute ganz viel davon - von Gottes Gnade.

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