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Ein verborgenes Leben
Fotoauge/Pixabay

Ein verborgenes Leben

Rüdiger Kohl
Ein Beitrag von Rüdiger Kohl, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt-Bockenheim
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„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ (Apostelgeschichte 5,29b) Einer, der nach dieser biblischen Maxime gelebt hat, war Franz Jägerstätter. Der österreichische Bauer hat im Zweiten Weltkrieg den Kriegsdienst verweigert. 1943 wurde er wegen sogenannter Wehrkraftzersetzung hingerichtet. Der amerikanische Regisseur Terence Mellick hat das Leben von Franz Jägerstätter jetzt neu verfilmt. Der Film heißt „Ein verborgenes Leben“.

Eine mutige Entscheidung

In wuchtigen und doch poetischen Bildern beschreibt  der Film das karge, bäuerliche Leben im Bergdorf St. Radegund. Jägerstätter lebt glücklich mit seiner Frau Fani und den drei kleinen Töchtern. Dann bricht der Nazi-Ungeist in die Idylle ein. In Franz Jägerstätter wächst die Gewissheit: Ich kann das Regime nicht unterstützen. Ich werde nicht als Soldat kämpfen. Für Jägerstätter ist das die Konsequenz aus dem Satz: „Man muss Gott gehorchen mehr als den Menschen.“

Bereit sein, die Konsequenzen für seine Entscheidungen zu tragen

In der Bibel sagen das Petrus und die anderen Jünger, als man ihnen verbieten will, von Jesus und seiner Lehre zu erzählen. Sie sind überzeugt: Gott hat ihnen den Auftrag gegeben, allen weiterzusagen, was sie mit Jesus erlebt haben. Dass Gott alle Menschen liebt. Dass Gottes Liebe stärker ist als jede Gewalt, stärker sogar als der Tod. Darum lassen die Jünger sich nicht einschüchtern oder mundtot machen.  Sie sind bereit, die Konsequenzen dafür zu tragen, selbst wenn sie das ins Gefängnis bringen sollte.

Außenseiter im Dorf

Auch Franz Jägerstätter ist bereit, die Konsequenzen zu tragen. Das macht ihn und seine Familie zu Außenseitern im Dorf. Die anderen spucken vor ihm aus. Seine Kinder werden mit Steinen beworfen. Jägerstätter kommt in Haft und wird gefoltert. Was ihn stützt, ist sein Glaube. Und die Liebe seiner Frau. In langen Briefen macht sie ihm Mut.

Ein Mensch auf seinem Kreuzweg

„Ein verborgenes Leben“ zeigt einen Menschen auf seinem Kreuzweg. Eine Szene hat sich mir besonders eingeprägt: Sein Anwalt bereitet einen Widerruf vor und bietet ihm an: „Unterschreiben Sie hier. Sie leisten dann Dienst in einem Lazarett. Dann sind Sie frei.“ Der inhaftierte Jägerstätter antwortet: „Ich bin frei.“

„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“

Bis zum Tod bleibt Franz Jägerstätter seinem Leitsatz treu: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ Was ist Gottes Wille, dem ich mehr gehorchen muss als Menschen? Oft schwer zu sagen. Aber es gibt Situationen, in denen man klar sieht, dass Menschen gegen den Willen Gottes handeln. Indem sie andere ausgrenzen, beleidigen, unterdrücken. Dann kommt es darauf an, sich nicht einschüchtern zu lassen.

Auch ein Einzelner kann mit einem "Nein" etwas bewirken

Der Schauspieler August Diehl verkörpert den Franz Jägerstätter im Film. In einem Interview hat August Diehl gesagt: „Wir bemerken gar nicht, wie einfach es wäre, die Welt zu verändern, wenn wir bei bestimmten Sachen nicht mitmachen. Ein Einzelner sagt: Nein. Und auf einmal knirscht alles. (…) Ich glaube, was wir heute bräuchten, wäre eine Menge Sand für die so gut geölte Maschinerie, die unsere Welt antreibt.“

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