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Ein Unglück kommt selten allein
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Ein Unglück kommt selten allein

Simone Twents
Ein Beitrag von Simone Twents, Katholische Dezernetin für Glaubenskommunikation und Pastorale Innovation, Fulda
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Kennen Sie auch diesen Eindruck, dass sich auf manchen Menschen Unglück so zusammenballt und immer noch ein Schippchen draufkommt? Ich frage mich, warum das eigentlich so ist. Warum sind Belastungen eigentlich so ungleich verteilt? Warum ballt sich auf manchen Menschen so viel zusammen? Ich war auch mal in so einer Lage, und da habe ich mich von Gott total betrogen gefühlt.

Es gibt einen Satz vom Propheten Jeremia. Er schreit zu Gott: "Du hast mich verführt und ich ließ mich verführen!" Ich habe den Satz für mich umgedichtet und habe zu Gott gesagt: "Du hast mich verarscht und ich ließ mich verarschen. Wo bist du jetzt? Hallo, da oben? Ist da jemand?" In meinem Inneren stieg dann ein Satz auf, als ob Gott sagen würde: "Ich werde es dir erklären." Ich habe dann gedacht: "Okay, er erklärt es mir nicht jetzt. Ich kann das jetzt nicht alles verstehen und deuten und gut finden. Aber ich kann vielleicht einfach weiter mit Gott durch diese schwere Zeit gehen. Ich kann mir sagen: Ich sehe und fühle es zwar jetzt nicht, aber ich halte daran fest, dass ich nicht betrogen bin und dass sich später ein Sinn davon zeigt."

Eine Lieblingsheilige von mir, die heilige Therese von Lisieux, war auch einmal in einer ähnlich schwierigen Lage. Sie hat sich dann mit einem kleinen Vogel verglichen, der dasitzt, in Richtung Sonne guckt und sich bestrahlen lässt. Dann kommen aber ganz viele Wolken und es fängt an zu regnen und der kleine Vogel wird klatschnass. Er aber sträubt dann einfach irgendwann sein Gefieder und richtet sich wieder Richtung Sonne aus. Weil er sich denkt: Die kann ja auch jederzeit wieder hervorkommen, die Sonne.
Ich möchte mich heute auch wieder in diesen Fokus setzen. Ich möchte ein Mensch sein, der sich immer wieder nach der Sonne ausrichtet, auch wenn sie gerade nicht zu sehen ist. Der sich auf Gott ausrichtet und mit Gott rechnet, auch wenn ich ihn gerade nicht fühlen oder nicht sehen kann. Auch wenn ich den Sinn von dem, durch das ich durchgehe, gerade nicht verstehe. Ich möchte Vorschussvertrauen geben: "Gott, später wirst du mich positiv überraschen. Wenn ich zurückgucke und du mir zeigst, was für ein Sinn und ein Reichtum in dem war, durch das du mit mir zusammen durchgegangen bist."

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