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Du bist der Gott, der mich sieht
Bild: Ethereaum/Pixabay

Du bist der Gott, der mich sieht

Carmen Jelinek
Ein Beitrag von Carmen Jelinek, Evangelische Dekanin, Kirchenkreis Kaufungen
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Früher habe ich oft in meinem Klassenzimmer gesessen und gedacht:
"Warum sieht mich keiner?"
"Warum erkennt keiner, was ich kann und wer ich bin?"

Ich habe mich damals nicht bemerkbar gemacht. Ich gehörte zu den Stilleren und war viel zu schüchtern. Aber wie nötig wäre es gewesen, gesehen und wertgeschätzt zu werden, Zutrauen zu gewinnen als Kind.

Die Geschichte der Magd Hagar

Heute Morgen stoße ich auf einen kurzen Satz aus der Bibel: „Du bist ein Gott, der mich sieht. (1.Mose 16,13)“ Die Tageslosung aus dem 1. Buch Mose. Ein gutes Wort.

Ich lese dort von einer Frau, die gesehen wird. Hagar ist eine Magd. Sie soll für ihre Herren Abraham und Sara ihr erstes Kind zur Welt bringen. Die beiden können gemeinsam keine Kinder bekommen. Obwohl Hagar für Sara das Kind austrägt, behandelt Sara sie schlecht. Deshalb flieht sie in die Wüste. Dort verdurstet sie fast. Zum Glück entdeckt Hagar in der Wüste eine Wasserquelle. Völlig erschöpft löscht sie ihren Durst und sinkt verzweifelt zu Boden. Plötzlich begegnet Hagar einem Engel. Dreimal muss der Bote Gottes zu ihr sprechen, bevor sie selbst Worte findet. Dreimal macht er ihr Hoffnung und verspricht ihr, dass Gott sich ihr und ihrem ungeborenen Sohn zuwendet. Er verheißt Ihnen eine Zukunft. Die jetzige Wüste ist nicht das Ende. Es gibt sogar eine Zukunft im alten Leben. 

In Notsituationen brauchen wir Ansprache, Überzeugung und  Zutrauen

Ja, manchmal muss man schon sehr viel Geduld aufbringen, wenn ein Mensch so richtig verzweifelt und in Not ist. Einmal ansprechen genügt nicht. Manchmal braucht man noch einen längeren Atem als der Engel. Aber es lohnt sich, denn solche Worte kann niemand selbst finden. Es braucht Ansprache, Überzeugung, Zutrauen. Sie sind wie persönliche Schlüssel zu einem Herzen, dass sich aus lauter Angst und Trauer verschlossen hat. Es ist ein besonderer Augenblick, der vielleicht auf all die Mühe folgt. Eine Tür geht auf.

Die schwangere Hagar jedenfalls öffnet sich. Und schließlich gibt sie Gott sogar einen Namen: "Du bist ein Gott des Hinschauens" (1.Mose 16,13). Sie sieht sich jetzt, wie Gott sie gesehen hat. Es ist ein Sehen und Erkennen in beide Richtungen!

Sehen mit dem Herzen verändert

Ein Sehen mit dem Herzen aus der Perspektive Gottes.

Wo wirklich hingesehen und angesehen wird, da verändert sich etwas.

Ich hatte einen guten Deutschlehrer. Er hat mir eine interessante Rolle in einem Theaterstück gegeben und mir zugetraut, dass ich sie ausfüllen könnte. Ich bekam die Chance, mich endlich mal so richtig auszuprobieren. So habe auch ich an Ansehen gewonnen.

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