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Die Würde ist für jeden da
Pixabay/Gerd Altmann

Die Würde ist für jeden da

Andrea Seeger
Ein Beitrag von Andrea Seeger, Evangelische Theologin
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Die Würde des Menschen ist unantastbar. Was für eine Aussage! Jeder Mensch hat Würde, ob arm oder reich, dick oder dünn, gut oder schlecht. Sie kann nicht verliehen werden, etwa für besondere Verdienste. Sie ist voraussetzungslos für alle da. Nichts muss der Mensch dafür tun, um Würde zugesprochen zu kommen. Er hat Würde - von Gesetz wegen und von Gott sowieso. Gott hat alle Menschen gleich geschaffen, alle Menschen mit dem Recht auf Leben ausgestattet, das nicht verhandelbar ist. Tatsächlich ist die Menschenwürde mit Rechten verbunden ohne Verpflichtungen.

Der Mensch kann sie nicht verlieren, auch nicht, wenn er sich noch so abscheulich verhält. An diesem Punkt kann die Würde eine Zumutung werden. Jemand, der andere quält und tötet, der auf den Aktienkurs von Lebensmitteln wettet, um sein Konto noch fetter zu machen und damit den Tod von Menschen in Kauf nimmt, jemand, der aus vorgeblich religiösen Gründen Menschen in die Luft sprengt, hat genauso eine Würde wie der, der Leben rettet, der sich aufopfert für andere. Das ist manchmal schwer auszuhalten, finde ich.

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“, lautet der erste Satz des Grundgesetzes. Es ist die wichtigste Aussage überhaupt, gespeist aus den Erfahrungen millionenfachen Mordens in der Nazi-Zeit. Gesetze regeln das Miteinander. Im Alltäglichen müssen Menschen die Buchstaben dieser Gesetze mit Leben füllen. Das geht meistens gut. Wenn nicht, dann kann man sein Recht vor Gericht einklagen. Es lohnt sich, über den Begriff der Würde nachzudenken. Wo respektiere ich die Würde eines anderen zu wenig? Wo verhalte ich mich unter meiner Würde? Und warum? Wer begegnet mir würdelos und was kann ich dagegen tun? Wenn jeder einzelne die Würde behutsamer behandelt – auch seine eigene –, ist für alle viel gewonnen.

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