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Die nicht vergessen, die sich vergessen
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Die nicht vergessen, die sich vergessen

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer i. R., Kassel

Plötzlich platzt ihm der Kragen. Alex ist 21 Jahre, Auszubildender in der Altenpflege. Er sitzt vor Kameras („Hart aber fair“; ARD) und spricht über einen Notstand. In der Pflege nämlich. So kann es nicht weitergehen, sagt er. Der Notstand ist wirklich einer. Zu wenige Kräfte für zu viele Bewohner im Heim. Eine andere Pflegerin sagt: Ich bin nachts oft verantwortlich für fünfzig Menschen; Medikamente, Notfälle und so. Die Arbeit ist erfüllend. Es liege nicht an der Bezahlung; es seien einfach zu wenige beim Pflegen.
Dann sagt Alex: Die Politik schaut weg.
Ich glaube ihm aufs Wort. Es arbeiten viele sehr gut in einem schwierigen Beruf. Sie sind aber oft erschöpft. Kommen nach der Schicht nach Hause und können nicht mehr. Haben schlimme Bilder vor Augen. Und sind oft alleine damit. Es darf nicht sein, dass wir uns mehr um Autos kümmern als um Alte oder in ihren Sinnen Verwirrte. Was tun?

Druck machen hilft; Druck auf die, die ab morgen eine neue Regierung bilden: schwarz-gelb-grün, die Farben Jamaikas. Sie müssen auch wollen, was sie längst müssen. Es werden viele immer älter; und wenn wir Erspartes und Banken retten, müssen wir auch Menschen retten: Nachbarn, Freunde, Eltern und Großeltern. Familien schaffen die Pflege oft nicht. Macht doch bitte die Heime schön und sorgt für Nachwuchs in der Pflege. Alex macht es vor. Er ist 21 und pflegt gerne. Es gibt mehr von ihnen, Frauen und Männer. Sie wollen längst, was Gott will: Herz und Wärme zeigen. Niemanden vergessen. Am wenigsten den, der sich selbst vergisst.

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