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Altkanzler Helmut Kohl ist gestorben - Gott vollendet auch sein Leben
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Altkanzler Helmut Kohl ist gestorben - Gott vollendet auch sein Leben

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain

Gestern hatte ich eine Beerdigung, am nächsten Donnerstag ist wieder eine. Abschied von einem Menschen zu nehmen, wird nie Routine, sei er oder sie nun berühmt oder nicht. Wenn ein Leben zu Ende gegangen ist, dann fühle ich mit denen, die trauern.

So, wie auch jetzt viele an die Familie von Helmut Kohl mit Anteilnahme denken. Wie schauen wir auf ein Leben? Wenn ich den Gottesdienst zur Beerdigung vorbereite, kommt mir zuerst das Gute in den Sinn. „Spuren Gottes“ nenne ich das oft. Die erkenne ich oft erst im Nachhinein, in der Rückschau auf ein Leben. Ja, da sind auch viele Spuren Gottes in Helmut Kohls Leben: Ein großer Europäer, die Versöhnung mit Frankreich, die deutsche Einheit.

Beim Trauergottesdienst geht es auch um die Liebe, die jemand ausgestrahlt und gelebt hat. Es ist gut, sich vorzunehmen, genau so etwas von einem Menschen weiterzuerzählen. Oder sogar in Sinn des Verstorbenen weiter zu handeln.

Aber natürlich ist kein Mensch nur gut. Jeder Mensch hat auch Schattenseiten. Das kennt doch jeder auch aus der eigenen Familie. Bei Helmut Kohl denke ich an seine Rolle als übermächtiger Vater, der er offenbar für seine Söhne war, oder an die nicht aufgeklärte Spendenaffaire.

Ich bin froh, dass ich als Pfarrer und Christ nicht dazu da bin, Loblieder zu singen und auch niemanden zu verdammen. Ich will ihm oder ihr liebevoll und würdevoll gerecht werden. Auch wenn ich weiß: Eigentlich kann das gar kein Mensch, weil nur Gott ins Herz schauen kann. Da ist es gut zu glauben: Wir legen ein Leben in Gottes Hand zurück. Bei Gott glänzt das, was gut war. Vielleicht sind es sogar Dinge, die niemand rühmt, denn Gott hat andere Maßstäbe als Menschen.

Und Gott wird zu Recht rücken, was krumm war. Denen, die zurückbleiben, sind oft diese alten Worte kostbar: „Wer ihn geliebt und geachtet hat, trage diese Liebe und Achtung weiter. Wen er geliebt hat, danke ihm alle Liebe. Und wem er wehgetan haben sollte, verzeihe ihm, wie Gott uns vergibt.“

Weil Helmut Kohl hat immer zu seinem christlichen Glauben gestanden hat, stelle ich mir vor, dass ihm solche Worte wichtig waren.
 

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