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Frère Roger – lebe, was du vom Evangelium begriffen hast …
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Frère Roger – lebe, was du vom Evangelium begriffen hast …

Verena Maria Kitz
Ein Beitrag von Verena Maria Kitz, Katholische Pastoralreferentin in St. Michael, Zentrum für Trauerseelsorge, Frankfurt

Es war ein richtiger Schock: Als heute vor 13 Jahren die Meldung von der Messerattacke auf Frère Roger kam: Ausgerechnet auf Frère Roger, den 90-jährigen Gründer der ökumenischen Brüder-Gemeinschaft von Taizé in Frankreich:

Eine psychisch kranke Frau hatte ihn mitten im Abendgebet mit vielen Jugendlichen mit einem Messer tödlich verwundet. Ausgerechnet Frère Roger: Sein Leben lang hatte er sich für Frieden eingesetzt und kam selber gewaltsam ums Leben.

Was mich sehr beeindruckt hat: Da bei diesem Abendgebet in der Kirche von Taizé ist keine Panik ausgebrochen. Da wären sicher viele von den Jugendlichen verletzt worden. Aber einer von den Brüdern hat geistesgegenwärtig angefangen ein Lied zu singen, das war das Lied Laudate omnes gentes: Lobt Gott, all ihr Völker. Alle haben mitgesungen, wie sonst auch, und Frère Roger konnte ohne großes Aufsehen nach draußen gebracht werden.

Das klingt jetzt vielleicht ganz schön krass: Wie, in so einer Situation auch noch singen, ein Loblied für Gott? Aber es war wohl ganz im Sinne von Frère Roger: auf Gewalt friedlich zu reagieren. Und es hat Schlimmes verhindert.

Zudem: Frère Roger war wohl auf das Sterben eingestellt: „Ich gehe dem Tod gelassen entgegen“, hatte er kurz vorher gesagt. Weil Gott den Menschen dann für immer bei sich aufnimmt. In diesem Vertrauen hat er gelebt und versucht, es weiter zu geben: Er hat ganz regelmäßig in dem sogenannten Brief aus Taizé an Jugendliche in der ganzen Welt geschrieben. Und sie bestärkt zu vertrauen und friedlich zu leben. Seitdem begleitet mich ein Satz von ihm: „Lebe, was du vom Evangelium begriffen hast, und sei es noch so wenig. Aber lebe es!“

Ich finde, genau das haben die Brüder und die Jugendlichen in Taizé an diesem 16. August vor 13 Jahren getan. Sie haben die Gewalt, die da in ihrer Gemeinschaft passiert ist, die sie natürlich zutiefst erschüttert hat, nicht mit Gewalt beantwortet – sondern mit Vertrauen und Gebet.

So wie Frère Roger es vorgelebt hat: Lebe, was du vom Evangelium begriffen hast und sei es noch so wenig. Aber lebe es!

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