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Gott begegnen
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Gott begegnen

Martina Patenge
Ein Beitrag von Martina Patenge, Katholische Referentin für Glaubensvertiefung und Spiritualität, Kardinal-Volk-Haus Bingen

„Wo begegnet dir Gott?“ wurden die Mitglieder der „Netzgemeinde“ im Internet gefragt. „Schreibt uns, wo ihr Gott erlebt!“ Die Antworten purzelten nur so:

Ganz vorne dran: „Ich finde Gott in der Natur“, hieß es oft. „Alles leuchtet, ist bunt und warm, die Sonne scheint, die Vögel singen: Die Welt ist schön.“-

„Ich finde Gott in kleinen Kindern“, schrieben andere, „Kinder zeigen etwas vom Himmel, wenn sie spielen, lachen und lernen. Sie sind jeden Tag kleine Wunder.“-

„Natürlich finde ich Gott in der Kirche“, wurde auch geschrieben – „beim Singen und Beten, in den Gottesdiensten. Oder in der Stille.“

Aber es ging noch weiter: Manchen begegnet Gott in der Musik, in Liedern, Sinfonien, Freiluftkonzerten - oder wenn sie selbst Musik machen.

Wieder andere erleben Gott in der Liebe. In Freundschaft und Vertrauen. In vertrauten Gesprächen. Auf gemeinsamen Wegen. Gott ist erlebbar in Treue und Zusammenhalten. Und viele zählten auch die Bibel auf. Gott begegnet ihnen in den Geschichten der Bibel, in den Psalmen, in den Evangelien...

Es gibt so viele Möglichkeiten, Gott zu begegnen. Die Liste im Internet war lang und wurde immer länger. Mir selbst fällt auch noch eine ganze Menge dazu ein. Denn ich habe erfahren dürfen: Gott begegnet mir immer. Gott begegnet mir, wenn ich hungrig bin – oder satt. Ob ich mich gerade nicht leiden kann – oder ganz zufrieden bin. Er kann mir in meinem Schlaf begegnen und in meinen Träumen. Oder wenn ich überwach bin. Er begegnet mir im Streit. Und ganz besonders, wenn eine schwierige Situation wieder versöhnt ist. Gott begegnet mir in allem und allen.

Und manchmal überrascht mich Gott. Wenn ich die Begegnung vielleicht gar nicht erwartet habe. Wenn ich da auf der Gartenbank sitze und den Bienen und Schmetterlingen zuschaue. Eigentlich müsste ich dringend wieder Unkraut jäten, denke ich so vor mich hin und bin doch zu faul dazu. Und da, in diesem Augenblick, erfasst mich eine Welle von Dank und Glück. Ach, schöner Moment, du kommst wie gerufen, danke - ich bin gerade einfach nur ein Teil des Gartens und der Welt. Ein Sandkorn in der Schöpfung. Für einen Moment habe sich Himmel und Erde berührt. Und ich bin so froh, dass ich das empfinden kann. Für einen Moment ist die Welt verzaubert. Und ich sage schlicht: Danke, Gott.

„Die Welt ist Gottes so voll“, schrieb Alfred Delp - er schrieb das sogar im Gefängnis der Gestapo.

Es kommt also vor allem darauf an: Dass ich die Augen und die Ohren öffne - und vor allem das Herz, um Gott zu spüren - oder ihn wenigstens zu erahnen. Denn die Welt ist so voll von Gott. Gerade jetzt im Sommer kann ich das überall spüren.

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