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Vor 16 Jahren Bundeskanzlerin - Wort des Jahres
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Vor 16 Jahren Bundeskanzlerin - Wort des Jahres

Verena Maria Kitz
Ein Beitrag von Verena Maria Kitz, Katholische Pastoralreferentin in St. Michael, Zentrum für Trauerseelsorge, Frankfurt
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Heute vor 16 Jahren wurde es bekannt gegeben: Das Wort des Jahres 2005. Es war ein Wort, das hätte es einige Jahrzehnte früher in dieser Form wohl noch nicht gegeben: „Bundeskanzlerin“. Das scheint heute, nach 16 Jahren mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel, kaum noch vorstellbar. Aber eine ganze Generation von Jugendlichen muss jetzt erst wieder lernen: Auch ein Mann kann Bundeskanzler sein! Für mich zeigt dieses Wort „Bundeskanzlerin“, wie sehr die Sprache eben doch unser Bewusstsein prägt. Und ich finde es klasse, dass das Wort „Bundeskanzlerin“, das am Anfang vielen schwer über die Lippen ging, inzwischen völlig normal und selbstverständlich geworden ist.

Wie sehr die Sprache unser Bewusstsein prägt

Das betrifft ja nicht nur dieses Wort, das gilt auch in vielen anderen Bereichen. Und deswegen versuche ich, auch wenn es nicht immer klappt, meine Worte so zu wählen, dass sie möglichst diejenigen nennen und damit sichtbar machen, die gemeint sind. Es macht für mich einen Unterschied, wenn ich nur von „Erziehern“ spreche: In einer Einrichtung, in der bis auf einen Mann alle anderen Betreuungskräfte Frauen sind. Da entstehen vor meinem inneren Auge ganz andere Bilder, wenn von Erzieherinnen die Rede ist. Umgekehrt fehlt mir genauso etwas, wenn im Krankenhaus auf der Station nur von „Schwestern“ gesprochen wird, obwohl ich weiß: Zum Team gehören auch zwei sehr beliebte und fitte Pfleger. Bei der Bezeichnung „Schwestern“ sehe ich etwas anderes, als wenn es heißt: „Schwestern und Pfleger“.

Anerkennung und Würde durch die richtige Ansprache

Die kleine Mühe, beide Bezeichnungen zu verwenden - also Schwestern und Pfleger zu sagen oder noch besser: Erzieher*innen, mit der kleinen Pause, die zeigt, dass es eben nicht nur Männer oder Frauen gibt -, die ist es wert, finde ich. Denn dadurch werden die sichtbar, um die es geht. Und das hat für mich viel mit Würde und Anerkennung zu tun. Da hat das Wort „Bundeskanzlerin“, das Wort des Jahres 2005, ganz viel dazu beigetragen, dass wir gelernt haben: Es ist wichtig, Menschen sichtbar zu machen und sie damit in ihrer Würde anzuerkennen. Da geht es um viel mehr als nur um Worte, es geht um unser Zusammenleben.

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