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Sündenbock
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Sündenbock

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt
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Moderator/in:  Heute feiern Jüdinnen und Juden „Jom Kippur“, den Tag der Versöhnung. Im Judentum ist das einer der wichtigsten Feiertage überhaupt.

Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: Was wird denn an „Jom Kippur“ genau gefeiert?

Das ist ein bisschen wie beim christlichen Buß- und Bettag: Es geht darum, sich von den Dingen zu befreien, die einen belasten. Vom „Jom Kippur“ kommen übrigens zwei total bekannte Ausdrücke, die wir in unsere Alltagssprache übernommen haben, nämlich „Sündenbock“ und „in die Wüste schicken“.

Weil die Menschen an „Jom Kippur“ laut sagen, was in ihrem Leben schiefgelaufen ist. Und diese „Sünden“ wurden früher symbolisch einem „Bock“ auferlegt, dem „Sündenbock“, den man anschließend „in die Wüste geschickt“ hat, um zu sagen: Diese Schuld ist jetzt weg. Ein für alle Mal.

Das heißt: Ein „Sündenbock“ ist eigentlich was Gutes.

Genau. Damit wurde deutlich gemacht: Gott ist gnädig und gibt den Menschen die Möglichkeit, neu anzufangen. Weil sie eben alles, was falsch gelaufen ist, diesem „Sündenbock“ aufladen können.

Die spannendste Frage finde ich natürlich: Wenn ich heute die Möglichkeit hätte, einem „Sündenbock“ meine Fehlentscheidungen, Lieblosigkeiten und Enttäuschungen des letzten Jahres aufzuladen … was würde ich ihm mitgeben? Was müsste ich „in die Wüste schicken“, um mich wieder frei zu fühlen?

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