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So Gott will

So Gott will

Rolf Müller
Ein Beitrag von Rolf Müller, Pastoralreferent Pfarrei Mariä Himmelfahrt, Frankfurt
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Letzte Woche war ich beim türkischen Gemüsehändler um die Ecke Einkaufen. Schnell haben wir angefangen, uns über die Krise und die Zukunft zu unterhalten. Ich habe gemerkt: Der Mann ist ein Optimist. Am Ende des Gesprächs sagt er zu mir: „Ich glaube, in drei Monaten sind wir überm Berg, Inschallah!“

Der Mensch denkt, Gott lenkt

Obwohl ich das Wort „Inschallah“ schon öfters gehört habe, ist es mir dieses Mal besonders nachgegangen. Ich habe einmal nachgeschaut: Es kommt aus dem Arabischen und heißt übersetzt ganz einfach „so Gott will“. Nicht nur Muslime, auch arabisch sprechende Christen verwenden dieses Wort ganz oft, wenn sie von ihren Plänen und Wünschen für die Zukunft sprechen. Da kommt das „Inschallah“ immer ans Ende eines Satzes.

Er hat das letzte Wort

Mir gefällt das. Wer das Wort „Inschallah“ oder das deutsche „so Gott will“ benutzt, der sagt mir damit: Ich kann nicht alles planen, ich kann nicht alles selbst machen. Natürlich darf ich Ziele haben und die mit ganzer Kraft angehen. Aber am Ende weiß ich nie, was die Zukunft mir bringt. So etwas habe ich doch schon oft erlebt, besonders in diesem Jahr: Da war die Reise mit den Jugendlichen unserer Gemeinde schon genau geplant, so wie das große Sommerfest und so viel anderes mehr; aus all dem ist nichts geworden. Ich weiß: Fast allen ging das im diesem Jahr so – von der abgesagten Hochzeit bis zur ausgefallenen Traumreise reicht da die Palette der Erzählungen. Gerade die Corona–Krise hat mir wieder klar gezeigt: Ich kann nicht alles im Leben planen, ich kann nicht alle Ziele erreichen.

Dein Wille geschehe

Jetzt könnte ich daran verzweifeln – ist dann nicht alles Planen und Machen umsonst? Aber auch hier gibt mir das Wörtchen „Inschallah“ einen Tipp. Es sagt mir: Gott ist immer noch da. Denn es heißt ja nicht: So wie es das Schicksal will, sondern so wie Gott es will. Klar: Ich kann das manchmal nicht verstehen, warum die Dinge so sind wie sie sind. Aber ich vertraue darauf: Mit Gott kann am Ende doch noch alles gut werden. Als Christ bete ich das auch im Vater Unser immer so: „Dein Wille geschehe“.

 

Das heißt nicht, dass ich mich jetzt zurücklehne, nichts tue und zu mir sage „es kommt, wie es kommt“. Ich habe schon wieder viele Pläne und Ziele. Aber ich bin mir bewusst: Es kann auch alles ganz anders kommen. Ich nehme mir vor: Dann will ich nicht daran verzweifeln. Morgen geht mit dem Ende der Schulferien das neue Arbeitshalbjahr hier in Hessen wieder los. Es soll ein gutes werden, Inschallah!

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