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Ostern ist immer möglich
Bild: German R/Pixabay

Ostern ist immer möglich

Till Martin Wisseler
Ein Beitrag von Till Martin Wisseler, Evangelischer Pfarrer, Langenselbold
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Vor fünf Wochen war Ostern. Was heißt „war“? Ostern ist immer möglich! In diesem Jahr habe ich Karfreitag und Ostern schon im Februar erlebt:

Bei uns in Hanau wurden zehn Menschen ermordet. Kurz danach sind Hunderte aufgestanden und haben sich zusammengefunden. Sie haben gemeinsam getrauert, miteinander geschwiegen und gebetet. Der Unterschied in der Religion hat sie nicht getrennt. Gemeinsam haben sie versucht, das ungeheuer Schreckliche irgendwie zu begreifen. Gegenseitig haben sie sich geholfen, mit dem Erlebten umzugehen.

Mit manchen hatte ich als Notfallseelsorger auch in den Tagen danach noch Kontakt. Immer wieder haben die Menschen erzählt, wie ängstlich sie waren, wieviel Wut in ihnen war. Und wie ungeahnt traurig sie sich gefühlt haben. Davon haben sie erzählt. Das Unfassbare konnte so nach und nach in das Bewusstsein einsickern. Stück für Stück hat sich der schwere Stein auf der Seele bewegt. In kleinen Schritten haben sie gelernt, mit dem Unerklärlichen zu leben.

Wenn ich bei all dem spüre, dass mich eine Gemeinschaft trägt – dann bedeutet das für mich auch Auferstehung. Wenn auch in kleiner Münze. Die Tage nach der fürchterlichen Tat erzählen für mich eine kleine, persönliche Ostergeschichte.

Natürlich kann ich ein so schreckliches Ereignis nicht weg reden. Aber ich glaube, man kann gemeinsam lernen, damit zu leben.

Mir hilft dabei: Gott hält und trägt mich. Auch wenn mein Vertrauen manchmal nicht vielmehr ist als eine kleine Glut. Mir hilft es, mich an die Ostergeschichte von damals zu erinnern. Mir tut es gut, wenn wir uns gegenseitig Geschichten erzählen, wo heute Hindernisse und Begrenzungen und der Tod nicht das letzte Wort behalten.

Ich wünsche Ihnen, dass Ihre persönlichen Ostergeschichte sie immer wieder stärkt.

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