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Klarheit
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Klarheit

Rolf Müller
Ein Beitrag von Rolf Müller, Pastoralreferent Pfarrei Mariä Himmelfahrt, Frankfurt
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Oft fällt es mir so schwer, beim Sprechen klar und eindeutig zu sein! Besonders dann, wenn eine klare Antwort von mir verlangt wird. „Kommst du nächste Woche zu der Sitzung vom Kirchenvorstand?“, bin ich da zum Beispiel letzte Woche gefragt worden und ich fange an, rum zu eiern: „Vielleicht, ja, wenn, ich weiß noch nicht…“ Natürlich weiß ich, woran das bei mir liegt. Ich entscheide mich oft nur ungern oder lege mich erst spät auf etwas fest. So kommt es, dass ich dann beim Sprechen auch nicht klar bin.

„Euer Ja sei ein Ja und euer Nein sei ein Nein“, das höre ich von Jesus heute bei der Lesung im Gottesdienst. (Mt 5, 37) Ich merke: Jesus will, dass ich eine klare Haltung und ein klares Sprechen habe; und ich weiß: Das ist schwer, das muss ich immer wieder neu lernen.

Ich denke dabei in diesen Tagen ganz oft an einen Mann, der mir ein großes Vorbild ist. Es ist der Jesuitenpater Alfred Delp. Geboren wurde er im Jahr 1907, ist in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, er wurde Jesuit und Priester. In der Zeit des Nationalsozialismus arbeitete er beim Widerstand gegen das Regime mit. Dafür wurde er 1944 verhaftet und im Februar 1945 grausam hingerichtet. Wenn ich so lese, was er geschrieben hat, fällt mir auf: Alfred Delp war ein „klarer“ Mensch. Er hat deutlich gesehen, wie menschenverachtend das nationalsozialistische System war und hat gehandelt: Er hat sich für verfolgte Juden eingesetzt, er hat klare Worte gegen die Machthaber gefunden. Ich bewundere seinen Mut, klar zu bleiben – auch wenn es schwer wird.

Im Jahr 1944 hat er aus dem Gefängnis – mit gefesselten Händen – diesen Satz geschrieben: „Lasst uns dem Leben trauen, weil wir es nicht allein zu leben haben, sondern Gott es mit uns lebt.“ Ihm war klar: Gott lässt ihn nicht allein. Das hat ihm die Kraft gegeben, klar zu bleiben; beim Sprechen und beim Handeln.

Heute, fünfundsiebzig Jahre nach seinem Tod, erinnert mich Alfred Delp daran: Ich darf mich ruhig öfter mal trauen, klar zu sein. Gerade dann, wenn es mir nicht so leicht fällt.

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