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"Ich will sehen, was passiert, wenn ich nicht aufgebe!"
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"Ich will sehen, was passiert, wenn ich nicht aufgebe!"

Rüdiger Kohl
Ein Beitrag von Rüdiger Kohl, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt-Bockenheim
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Im Konfirmandenunterricht habe ich mich mit den Jugendlichen über den Klimawandel unterhalten. Ich habe gefragt: „Warum macht ihr bei Fridays for Future mit?“ Die Konfirmandin Hanna hat geantwortet: „Ich will sehen, was passiert, wenn ich nicht aufgebe.“

Ein starker Satz! Gerade weil momentan viele Menschen pessimistisch den Weltuntergang herbeireden.  Oder alles verharmlosen und so weitermachen wollen wie bisher. Was Hanna sagt, passt zur Aktion der Evangelischen Kirche in der Fastenzeit. Deren Motto heißt: „Zuversicht! 7 Wochen ohne Pessimismus!“

Zuversicht ist mehr als Optimismus

Der Journalist Ulrich Schnabel stellt in seinem Buch über „Zuversicht“ fest : Das Gegenteil von Pessimismus ist nicht einfach Optimismus. Denn wenn ich allzu blauäugig an ein Problem herangehe, verkenne ich vielleicht die Wirklichkeit. Und schätze Gefahren falsch ein.

Die Parabel von den drei Fröschen

Der Buchautor Schnabel erzählt dazu die Parabel von den drei Fröschen, die in einen Topf Sahne fallen. Der pessimistische Frosch denkt: „Oje, wir sind verloren. Jetzt gibt’s keine Rettung mehr.“ Sagt´s und ertrinkt. Der Optimist gibt sich unerschütterlich: „Keine Sorge, alles im Griff. Nichts ist verloren. Am Ende wird uns eine höhere Macht retten.“ Er wartet und wartet – und ertrinkt ebenso wie der erste. Der dritte, zuversichtliche Frosch hingegen sagt sich: „Hm, schwierige Lage. Da bleibt mir nichts anderes übrig als zu strampeln.“ Er reckt den Kopf über die Oberfläche und strampelt und strampelt. Bis die Sahne zu Butter wird und er sich mit einem Sprung aus dem Topf retten kann.

Sehen, was passiert, wenn man nicht aufgibt

Die Konfirmandin Hanna handelt wie der dritte Frosch. Sie weiß, die Lage ist ernst für unseren Planeten. Doch sie bleibt zuversichtlich. Sie will sehen, was passiert, wenn sie nicht aufgibt. Sie vertraut darauf, nicht allein kämpfen zu müssen. Sie möchte das auch mit ihrem Konfirmationsspruch aus der Bibel ausdrücken, den sie sich aussuchen wird. Sie sagt: „Ein Spruch kommt auf jeden Fall in die engere Auswahl. Er stammt aus einem Psalm und heißt: Bei Gott ist mein Heil, der Fels meiner Stärke, meine Zuversicht ist bei Gott.“ (Psalm 62,8)

Vertrauen gibt Zuversicht

Zuversicht nährt sich aus Vertrauen. Wenn ich mich an Gott erinnere, wächst mir Zuversicht zu. Das haben die Menschen erfahren, die diesen Psalm formuliert haben. Gott schenkt die Kraft, den Kopf zu recken und einen klaren Blick zu behalten angesichts großer drohender Katastrophen. Das gilt auch, wenn ich andere Ängste im Leben durchstehen muss. Dann kann ich die Möglichkeiten ausschöpfen, die ich habe. Zusammen mit anderen Menschen. Hanna ist froh, sich mit anderen zusammen für die Zukunft einzusetzen.  

Ihre Haltung imponiert mir. Heute sind es noch 27 Tage bis Ostern. 27 Tage, in denen ich ausprobieren kann, zuversichtlicher durch das Leben zu gehen. Nicht so pessimistisch. Mit Gott an meiner Seite kann ich sehen, was passiert, wenn ich nicht aufgebe.

 

Ulrich Schnabel, Zuversicht. Die Kraft der inneren Freiheit und warum sie heute wichtiger ist denn je, München 2018

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