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Hätte, hätte Fahrradkette
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Hätte, hätte Fahrradkette

Carmen Jelinek
Ein Beitrag von Carmen Jelinek, Evangelische Dekanin, Kirchenkreis Kaufungen
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„Wenn mein Auto nicht kaputt gegangen wäre, hätte ich zu dir kommen können!“

„Wenn ich genügend Geld gehabt hätte, hätte ich in den Urlaub fahren können“.

„Wenn mein Kollege mehr Bereitschaft zur Zusammenarbeit hätte, hätte ich meinen Job besser ausführen können.“

„Hätte, hätte Fahrradkette“, sagt einer patzig, der sich wieder einmal anhören musste, warum etwas nicht optimal gelaufen ist.

Er ärgert sich über die Entschuldigungen, warum jemand so schnell aufgegeben hat, ohne nach einer anderen Möglichkeit zu suchen. 

Vielleicht ist es ja Einstellungssache wie man mit Situationen umgeht, die anders als geplant verlaufen oder in denen etwas schief geht oder wo die Bedingungen suboptimal erscheinen. Mich beeindruckt es immer wieder, wenn Menschen, deren Plan nicht aufgeht, in Ruhe eine  Lösung suchen. Obwohl sie  auf unvorhersehbare Schwierigkeiten stoßen und mit einem Problem konfrontiert sind, bleiben sie gelassen. Vielleicht finden sie ein Provisorium, das uns daran erinnert, dass wir Menschen eigenständig denken und jenseits von Standardlösungen handeln können.

Ich denke an den Freund, der an einem schattenlosen Strand auf Korsika einen Sonnenschutz aus Ästen, Paketschnur und einem angespülten Kanister bastelte, bevor seine Freundin genervt den Platz verlassen wollte, weil ihr die Sonne so sehr aufs Gehirn schien.

Ich denke an den Freund, der in einer einfachen Unterkunft, in der er an der durchgelegenen Matratze im Bett verzweifeln konnte, kurzerhand die Schranktür aushängte und sie unter die Matratze legte.

Ich selbst erinnere mich an meine Studentenzeit, in der ich nicht viel Geld zur Wohnungseinrichtung hatte, aber die geniale Idee, Holzkisten von Orangen als Unterbringungsort für meine Handtücher zu benutzen.

Es geht gar nicht darum, besonders erfinderisch zu sein. Ich finde es toll, wenn Menschen in der Lage sind, sich mit Situationen zu arrangieren, die nicht unbedingt ideal sind. Sie machen das Beste aus den ihnen gebotenen Möglichkeiten. Sie sehen Handlungsspielräume, wo andere nur jammern.

Für mich ist Jesus so ein Mensch. Eine große Menschenmenge war bei ihm, um ihm zuzuhören. Schließlich waren alle hungrig, aber hatten nichts zu essen dabei. Woher nun was nehmen? Ihm stand kein Cateringservice zur Verfügung. Und hier draußen auf dem Feld gab es auch keinen Supermarkt. Er hat eine Idee. Er fragt, wer etwas dabei hat. Er macht einen Anfang mit 5 Broten und 2 Fischen. Und plötzlich holen alle etwas aus ihren Taschen. Mehr als genug ist das Ergebnis. Die Menschen teilen und werden alle satt. Mir zeigt das: Wo Fantasie im Spiel ist, gibt es eine Lösung!

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