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Gut Ding will Weile haben
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Gut Ding will Weile haben

Dr. Ulf Häbel
Ein Beitrag von Dr. Ulf Häbel, Evangelischer Pfarrer, Laubach-Freienseen
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„Du kannst an der Wiese ziehen, wie du willst. Sie wächst nicht schneller.“ Diesen Satz hat mir mein Nachbar gesagt. Er ist Bauer. Ich weiß, was er meint. Ich betreibe selbst eine kleine Selbstversorger-Landwirtschaft. Da schaue ich jedes Frühjahr ungeduldig  nach, ob die Kartoffeln auf dem Acker keimen oder das Gras schon als Futter gemäht werden kann. Aber alles Nachschauen hilft nichts. Selbst wenn ich am Gras ziehen würde, das wächst nicht schneller. Das braucht seine Zeit.

Wenn etwas gelingen soll, sind Gedrängel und Hetze nicht gut. Gut Ding will Weile haben. Ich erinnere mich daran, wie vor Jahren in den etwas verfallenen Bauernhof eingezogen sind, den wir bis heute bewohnen. Wir wollten alles so schnell wie möglich herrichten – meine Frau, unsere fünf Kinder und ich. Und wir haben auch ganz schön geschuftet. Aber die Hektik, mit der wir vieles gemacht haben, war nicht gut. Manchmal sogar schädlich. Leitungen voreilig verlegt oder Heizkörper falsch montiert.

Heute weiß ich: Manche Dinge vertragen keine Hetze. Gut Ding will Weile haben. Diese Erkenntnis passt nicht so recht in unser hektisches Zeitalter. Bei uns zählt, was schnell geht. Flugzeuge, Autos, Züge sollen uns immer schneller von einem Ort zum anderen bringen. Maschinen und Computer arbeiten rasant, viel schneller, als Menschen das können. Eingesparte Zeit ist Geld.

Aber das stimmt nicht ganz. Die durch Eile eingesparte Zeit wird oft zu Langeweile oder führt zu noch mehr Hetze. Gelingendes Leben braucht seine Zeit; da kann man nicht drängeln.

In der Bibel steht: Alles im Leben hat seine Zeit. Geboren werden und sterben, das Leben begrüßen und von ihm Abschied nehmen. Aufbauen hat seine Zeit und Einreißen hat seine Zeit. Säen, Wachsen und Ernten. Alles im Leben hat und braucht seine Zeit. Gott aber hat alle Zeit in seiner Hand.  Für mich gibt es nichts Besseres, als ruhig und getrost mein Tagwerk zu tun, gut zu den Menschen zu sein und dankbar gegen Gott.

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