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Fette Beute
Bildquelle pixabay

Fette Beute

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain
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Julian aus der zweiten Klasse sammelt gerne im Gottesdienst die Kollekte ein. Immer zwei Kinder nehmen die Klingelbeutel und ziehen los. Menschen im Gottesdienst tun Geld  hinein und dann kommen die Einsammler nach vorne und legen die beiden Klingelbeutel auf den Altar.

Manchmal passiert es, dass ein Einsammler schneller am Altar ist als der andere. Heute ist Julian der Erste. Julian und ich, der Pfarrer, stehen also vorm Altar und warten auf die Rückkehr des zweiten Klingelbeutels. „Haben die Leute viel gegeben für die Obdachlosenhilfe?“, frage ich Julian, Er schaut abwägend in seinen Klingelbeutel in der Hand und sagt laut: „Heute ist die Beute ganz gut!“ Viele in der Kirche lachen. Julian freut sich. Ich nicke anerkennend.

Normalerweise nennen wir die Kollekte nicht Beute. Das erinnert eher an Piraten.

Nach dem Gottesdienste reden ein paar Menschen nochmal darüber. Ab wann ist es denn eine gute Beute? Wie viel sollte jeder Einzelne geben? Ist eine Münze schon gut? Sollen es mindestens zwei Euro sein oder besser ein Schein? Sollte ich so viel geben, dass es ein bisschen wehtut. Was ich persönlich als ein kleines Opfer ansehe?

Dass Julian von der Beute geredet hat, bringt Menschen ins Nachdenken. Übers Teilen. Übers Abgeben. Oft geht es auch nicht nur ums Geld. Manche geben ein Stück Zeit ab: gehen mit jemandem zum Amt, der da Schwierigkeiten hat. Spenden für die Kleidersammlung. Sie geben Hausaufgabenhilfe oder besuchen einsame Menschen. Ich finde, das ist auch eine gute Beute.
 

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