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Ein anderer Umgang mit Lebensmitteln ist möglich
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Ein anderer Umgang mit Lebensmitteln ist möglich

Dr. Anke Spory
Ein Beitrag von Dr. Anke Spory, Evangelische Pfarrerin, Bad Homburg-Gonzenheim
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Neulich kam meine 14-jährige Tochter aus ihrem Zimmer und hat verkündet: „Ich habe gerade was gelesen. Und ich habe beschlossen: Ab heute esse ich kein Nutella mehr, weil da ist Palmöl drin und außerdem müssen wir jetzt die Lebensmittel unverpackt einkaufen, weil das ist gut für die Umwelt.“

Ich habe zuerst gestutzt. „Das ist gar nicht so einfach“, habe ich gedacht, „da müssen wir uns ja umstellen“. Doch dann haben wir gemeinsam überlegt, wie wir das umsetzen können. Nicht mehr so oft in den Supermarkt gehen, mehr hinschauen, wo die Lebensmittel herkommen, auf Verpackungen verzichten. Wenn ich als Konsumentin Produkte aus der Region einkaufe oder auf die Zutaten in Lebensmitteln schaue, dann kann ich durch meinen Konsum dazu beitragen, dass mehr Lebensmittel nachhaltig angebaut werden.

Heute, am 16. Oktober ist Welternährungstag. Ein Tag, an dem darauf aufmerksam gemacht wird, dass immer noch über 800 Millionen Menschen auf der Welt an Hunger leiden. Das sind elf Prozent der Weltbevölkerung.

Armut, Kriege und Konflikte sind die Hauptursache für diese Situation, so wie im Südsudan oder im Jemen. Aber auch die Folgen des Klimawandels tragen dazu bei,  extreme Wetterereignisse, wie Stürme, Dürren und Überschwemmungen in Kenia oder Nigeria.

Angesichts dieser Zahlen wird zum Beispiel von Brot für die Welt gefordert, dass das globale Ernährungssystem umgestellt wird. Die Menschen sollen ausreichend Land haben, um es zu bebauen, sie sollen für ihre Erzeugnisse einen fairen Preis erhalten und die Natur durch einen nachhaltigen Umgang mit Rohstoffen und Land schützen.

Gut, dass es diesen Tag gibt, der auf ein weltweites Problem hinweist. Ich frage mich aber auch: Was kann ich tun, wenn ich in einem Land lebe, in dem mehr als genug da ist? Mir machen die Initiativen Mut, die sich vor Ort, in ihrer Region oder Stadt, für einen anderen Umgang mit Lebensmitteln einsetzen. Sei es, dass sie ihre Lebensmittel unverpackt einkaufen. Sie gehen mit ihren eigenen Gläsern und Dosen in Läden und kaufen dort Reis, Nudeln und Schokolade ein und verzichten so auf Plastikverpackungen.

Weltweit gibt es in Städten sogenannte Grüne Gärten. Es gibt sie in New York, London, Frankfurt und an vielen anderen Orten. Hier bauen Menschen aus der Nachbarschaft gemeinsam Obst und Gemüse an, ziehen Bohnen, zupfen Unkraut oder backen aus den Früchten einen Kuchen für die anderen.

Diese Gemeinschaftsgärten sind oft zuerst in den ärmeren Stadtvierteln der Städte entstanden. Weil arme Menschen sich die teuren Preise von Obst und Gemüse nicht leisten können.

Mir machen diese Initiativen Mut, denn sie zeigen: Ein anderer Umgang mit Lebensmitteln ist möglich. Und meine Tochter hat mir geholfen. Sie sagt: Auch wir sollten umdenken. Das ist notwendig, auch hier bei uns. Recht hat sie. Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten können das Gesicht der Welt verändern, so sagt es ein afrikanisches Sprichwort. Das stimmt. Welternährungstag heißt auch zu fragen: Wie gehe ich mit den Lebensmitteln um? Der bewusste Umgang mit Lebensmitteln ist das eine. Ein gerechter Preis dafür ist das andere. Egal, wo auf der Welt.

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