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Die Scheinheiligen
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Die Scheinheiligen

Dr. Joachim Schmidt
Ein Beitrag von Dr. Joachim Schmidt, Evangelischer Pfarrer, Darmstadt

Klar, als Verbraucher fühlen wir uns oft genug ohnmächtig und ausgeliefert. Nehmen wir nur das Glyphosat, dieses billige und effektive Unkrautvernichtungsmittel, das jetzt so ins Gerede gekommen ist. Könnte sein, dass es Krebs auslöst. Ob seine Zulassung in der EU verlängert wird, ist immer noch nicht klar. Aller Voraussicht nach wird es aber weiter in Futtermitteln und damit in der Milch, im Schnitzel und im Brathähnchen zu finden sein. Besonders wenn die aus Südamerika oder den USA kommen.

Dumm nur: Dass dieses Glyphosat so gerne auch bei uns von vielen Landwirten eingesetzt wird, hat vor allem mit der tief sitzenden Schnäppchenmentalität von uns Verbrauchern zu tun. Jeder Griff zum Billig-Schnitzel, jedes sensationell preiswerte, vakuumverpackte Steak in der Frischfleischtruhe, jeder Liter der Billig-Billig-Billig-Milch beim Discounter zwingt die Landwirte förmlich in den Einsatz dieses vielleicht fatalen Wundermittels Glyphosat, das billig und umfassend Unkraut ausmerzt und dann aber leider in die Nahrungskette gelangt.

Kann man als armer Verbraucher nix machen? Oh doch! Denn natürlich gibt es Schnitzel und Hähnchen und Milch, die anders und biologisch erzeugt werden. Dummerweise sind sie deutlich teurer, weil das Unkraut auf den Äckern mühsam gejätet und nicht einfach und billig weg gespitzt wird. Und weil diese Lebensmittel teurer sind, müsste man damit sparsamer umgehen, könnte eben vielleicht nicht mehr jeden Tag ein Schnitzel in die Pfanne hauen. Da ist es doch leichter, sich ohnmächtig zu fühlen. Dann kann man bequem bei seinen alten Ess-Gewohnheiten bleiben und hat auch noch ein gutes Gefühl. Aber es ist eben auch ziemlich scheinheilig.

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