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Die Aufträge, vor denen ich mich drücke
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Die Aufträge, vor denen ich mich drücke

Ein Beitrag von Veit Dinkelaker, Evangelischer Pfarrer und Referent am Bibelhaus Erlebnis Museum Frankfurt
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Wenn die Chefin oder der Chef was will, überlegt man sich gut, ob man Nein sagt. Erst recht, wenn der Schöpfer des Universums sich an einen wendet. So ergeht es einem Mann namens Jona in der Bibel. Gott sagt zu ihm: „Ich habe einen Auftrag für dich!“ Wenn Gott so zu einem spricht, kann man eigentlich kaum was sagen, höchstens nicken.

Jona der Anti-Prophet

Jona sagt glatt: Nein! Ich will nicht tun, was du, Gott, von mir verlangst. Schick jemand anderen! Das ist Arbeitsverweigerung. So ein Drückeberger heißt in der Bibel Prophet! Jona ist ein Anti-Prophet.

Jona läuft weg

Jona weigert sich nicht nur. Er flieht. Und zwar in die entgegengesetzte Richtung. Eigentlich soll er nach Ninive, eine Stadt im Landesinneren. Jona dreht sich um und reist ans Meer. Hauptsache weg! Irgendwohin, wo Gott ihn nicht finden kann. Er bucht sich ein auf einem Schiff, das ihn ans andere Ende der Welt bringen soll. Dort ist er sicher vor dem Zugriff Gottes, glaubt Jona.

Ein schwerer Auftrag

Der Auftrag, den Gott Jona gegeben hat, der hat es in der Tat in sich: Er soll in die mächtigste Stadt der Welt reisen. Das war damals die Stadt Ninive. Dort soll er sich hinstellen und verkünden: 40 Tage noch, dann wird die Stadt untergehen! Gott wird euch bestrafen für euren falschen Lebenswandel. Ihr bekommt die Quittung dafür, dass ihr euch nicht an Gottes Gebote haltet und auf Kosten von anderen lebt.

Ein Unheilsprophet will keiner sein

Das ist kein attraktiver Job, um den man sich reißt: anderen die Leviten lesen. Damit macht man sich keine Freunde. Jona will kein Prophet des Weltuntergangs sein. Ich kann ihn bestens verstehen. Ich würde mir auch gründlich überlegen, ob ich mich in die Fußgängerzone stelle und verkünde: „In 40 Tagen geht die Welt unter. Ihr werdet alle bestraft für das, was ihr tut und wie ihr lebt.“ Unheilsprophet – das ist keine Stellenausschreibung, auf die ich mich bewerben würde.

Schwierige Aufgaben schiebt man gerne vor sich her

Ich kenne das Zögern in mir schon bei geringeren Aufgaben, die anstehen. Ein schwieriges Klärungsgespräch führen. Eine Schieflage im Job oder in der Familie ansprechen. Einen Groll, der sich aufgestaut hat, aus der Welt schaffen. Da rufe ich nicht: „Jawoll, das erledige ich sofort!“ Dazu muss ich mich aufraffen. Umso bewundernswerter diejenigen, die es tun. Die den Finger in die Wunde legen. Die seit langem aufgelaufene Probleme zur Sprache bringen.

Auf Umwegen erledigt Jona doch seinen Job

Der Prophet Jona in der Bibel findet den Weg unfreiwillig. Es ist eine eigene Geschichte, wie er auf dem Schiff auf stürmischer See über Bord geht, von einem Fisch verschluckt und wieder ausgespuckt wird und dann doch seinen Auftrag erfüllt. Zu seiner eigenen Überraschung hören die Leute von Ninive auf ihn. Sie ändern ihr Leben. Die Stadt bleibt verschont.

Man muss sich ein Herz fassen für die unangenehmen Aufgaben im Leben

Für mich ist ein Ziel des Jona-Büchleins in der Bibel, dass ich mir Gedanken mache darüber: Was sind die Aufträge bei mir, vor denen ich mich drücke? Nicht die Nebensächlichkeiten, sondern wichtige Klärungen, die ich aufschiebe. Mir gibt die Geschichte den Impuls umzukehren, mir ein Herz zu fassen und zu tun, was zu tun ist.

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