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Der Kuckuck und die Revolution

Der Kuckuck und die Revolution

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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„Frühling, Frühling wird es nun bald“, heißt es in dem bekannten Volkslied: „Kuckuck Kuckuck ruft‘s aus dem Wald“. Der Kuckuck wird häufig in Liedern und Gedichten als Bote oder als Zeuge des Frühlings besungen.

„Winter ade, scheiden tut weh …. Aber dein Scheiden macht, dass mir das Herze lacht…“ In diesem Lied verabschiedet sich der Sänger nur allzu froh vom Winter und fügt hinzu: „Winter, gehst du nicht bald nach Haus, lacht dich der Kuckuck aus“.

Und das bekannteste Kuckucks-Volkslied ist bestimmt „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“, vielleicht wegen des eingängigen Zungenbrechers Simsalabimbambasaladusaladim, vielleicht aber auch wegen des Textes: „Auf einem Baum ein Kuckuck saß, da kam ein junger Jägersmann, der schoss den armen Kuckuck tot. Doch als ein Jahr vergangen war, da war der Kuckuck wieder da. Da freuten sich die Leute sehr.“

Was viele nicht wissen: Es gab Zeiten, da waren die Frühlingslieder mit dem Kuckuck viel mehr als harmlose Volkslieder. Manchmal waren sie sogar ein geheimes Zeichen oder Erkennungsmelodien.

Der Kuckuck stand für den Widerstand, den Revolutionär, der Frühling für den Aufbruch, die Veränderung. Noch heute nennen wir Aufbruchsbewegungen so: Prager Frühling, Arabischer Frühling, nicht immer gelingt die Veränderung. Gerade rund um die 1848er-Revolution, also der Zeit des Paulskirchenparlaments in Frankfurt, wurden die Kuckuckslieder gerne gesungen, mit einer gehörigen Portion Hoffnung: Auch wenn der einzelne mit Waffengewalt aufgehalten oder gar getötet wird, wie der Kuckuck im Lied: Die Revolution, der Frühling, lässt sich nicht aufhalten! Andere Menschen werden seinen Platz einnehmen.

Mir fallen dabei auch die Worte von Oscar Romero ein, dem lateinamerikanischen Bischof, der im März 1980 in El Salvador am Altar ermordet wurde, weil er sich für die benachteiligte Bevölkerung einsetzte. Letztes Jahr wurde er offiziell heiliggesprochen, für die Bevölkerung von El Salvador war er das längst. Am Tag vor seiner Ermordung sagte er in einer Ansprache: „Mich kann man töten, aber nicht die Stimme der Gerechtigkeit!“

Als frommer Mann hatte er dabei sicher das Beispiel Jesu vor Augen, der sich auch nicht hat einschüchtern lassen durch die Gefahr des Todes. Und der, das feiern Christen in ein paar Wochen, an Ostern, nicht im Tod geblieben, sondern auferstanden ist.

So ist Ostern, in vielerlei Hinsicht, ein echtes Frühlingsfest!

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