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"Können wir vielleicht doch diesen Sommer heiraten?"
Robert Forster/pixabay

"Können wir vielleicht doch diesen Sommer heiraten?"

Martin Vorländer
Ein Beitrag von Martin Vorländer, Evangelischer Pfarrer und Senderbeauftragter für den DLF, Frankfurt
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Moderator/in: Lockerung. Öffnung. Das sind die Wörter der Woche. Das Leben kehrt zurück. Mit Hygieneregeln und Sicherheitsabstand natürlich, aber doch spürbar. Seit gestern dürfen Restaurants in Hessen wieder öffnen. Der Fußball rollt wieder. Heute spielt Darmstadt 98 sowie Eintracht Frankfurt. Vor menschenleeren Stadien. Die Fans können die Fußballspiele am Fernseher gucken. An vielen Stellen geht wieder was. Aber Normalität haben wir noch nicht zurück. Wie gehen wir damit um? Dazu der hr1 Zuspruch von Pfarrer Martin Vorländer aus Frankfurt.

Bundesliga – geht wieder. Essen gehen – geht wieder. Schule – geht wieder. Alles mit Vorsicht natürlich. Aber es geht wieder was. Auch Gottesdienste in Kirchen sind wieder möglich.

"Vielleicht können wir ja doch noch diesen Sommer heiraten!", sagt am Telefon ein Brautpaar zu mir, das ich trauen soll. "Theoretisch ja", sage ich. "Ihr müsst euch halt überlegen, wie ihr euch eure Trauung vorstellt."

Ich beschreibe den beiden, welche Hygieneregeln gelten: "Schon beim Reingehen in die Kirche und beim Rausgehen müssen wir auf den Sicherheitsabstand aufpassen. Eure Hochzeitsgäste können nur mit Abstand von 1,5, besser zwei Metern in den Kirchenbänken sitzen. Dadurch passen nicht so viele in die Kirche, wie ihr einladen wollt. Und wenn ihr dann aus der Kirche kommt, können euch die Leute nur zuwinken, nicht gratulieren mit Umarmung oder Handschlag."

"Wollen wir so heiraten?"

Ich komme mir grausam vor, das den beiden so genau zu erklären. Die Braut sagt: "Schon gut. Nein, so habe ich mir unsere Hochzeit nicht vorgestellt. Erst habe ich noch gehofft. Aber jetzt finde ich mich immer mehr damit ab: Wir verschieben lieber auf nächstes Jahr."

Ich erzähle den beiden: Mein Mann und ich wollten diesen Sommer auch unser Upgrade in die Eheklasse, also die Umwandlung unserer Lebenspartnerschaft in eine Ehe richtig groß feiern mit Gottesdienst und Party. Und wir verschieben auch, bis alle geimpft sein werden. 

Ich sage zu dem Brautpaar: "Aber dann feiern wir alle kräftig. Dann kommen wir aus dem Feiern eine ganze Zeit lang nicht mehr raus!" Da lachen die beiden.

Drei Fragen, die mir in Corona-Zeiten helfen

Mir hilft das: nüchtern schauen, was geht und was nicht. Und dann mich selbst fragen bei allem, was ich vorhabe: Will ich es so, kann ich es so verantworten oder warte ich lieber?

Mir hilft, dass es anderen ähnlich geht. Und es macht es leichter, mir mit ihnen auszumalen, wie schön es wird, wenn wir die Krise alle zusammen überstanden haben.

Das wird ein Fest! Sich das vorstellen, nenne ich Hoffnung, und die hat eine große Kraft.

 

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