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Josefstag
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Josefstag

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen

„Leben 4.0 – Jugend braucht Perspektiven“ unter diesem Motto startet heute die Aktion „Josefstag“. Am 19. März ist das Fest des Heiligen Josef, dem Mann von Maria. Ein guter Anlass, sich für die Chancengleichheit von Jugendlichen einzusetzen. Das tut der Bund Deutscher Katholischer Jugend in diesen Tagen in Kooperation mit Trägern der Jugendsozialarbeit.

Der Heilige Josef ist da ein guter Schutzpatron – schließlich hat er Erfahrung auf dem Gebiet: Er war ein einfacher Zimmermann und wurde zum Ziehvater Jesu. Die Bibel erzählt von ihm als einem eher ruhigen Typ – keine einzige Wortmeldung wird von ihm überliefert. Er redet nicht, er handelt. Er wird beschrieben als „gerechter“ Mann, weil er seine schwangere Braut Maria nicht verstoßen hat, wie das damals religiös eigentlich möglich und vorgeschrieben war.

Seit vielen Jahrhunderten wird er deshalb nicht nur als Schutzheiliger für Zimmerleute und Schreiner verehrt, sondern er wird auch um Fürsprache und Schutz für junge Familien gebeten. In katholisch geprägten Gegenden in Österreich und der Schweiz ist dieser Gedenktag auch heute noch sehr beliebt. In Deutschland war der 19. März sogar bis 1968 ein arbeitsfreier Feiertag.

Da haben die Jugendlichen von heute mit ihrer Aktion zu fairen Chancen auf dem Arbeitsmarkt sich genau den richtigen Schutzheiligen ausgesucht, finde ich: Jemand mit Geduld und Weitsicht, der auch „schwierigen“ Jugendlichen eine Chance gibt.

Das Motto des Aktionstages „Leben 4.0“ macht auf eine Entwicklung aufmerksam: Der Wandel in der Kommunikation und in der Arbeitswelt wirkt sich massiv auf die Lebenswelt der heutigen Jugendlichen aus: Die Kommunikation wird schneller und vielfältiger. Es werden höhere Kompetenzen und Fähigkeiten verlangt. Jugendliche aus benachteiligten Familien oder mit Schwierigkeiten beim Lernen geraten schneller in Gefahr, keine Perspektive für ihr Arbeitsleben zu haben. Es gibt nicht mehr viele Arbeitsbereiche, in denen weniger begabte Jugendliche eine gute Ausbildung und ein gutes Auskommen finden können. Das ist aber wichtig für die gesamte Gesellschaft!

Viele Menschen erleben heute schon, dass die gestiegenen und immer weiter steigenden Ansprüche der Arbeitswelt eine Belastung sind. Die Forderung nach ständiger Erreichbarkeit, auch am Wochenende, belastet den Kontakt zu Freunden und Familie. Auch die Forderung nach immer mehr Flexibilität schadet einer Zukunftsperspektive: Wie soll ein junger Mensch sich eine Zukunft aufbauen, wenn sein Berufsleben aus Praktika und befristeten Arbeitsverträgen besteht? Wie kann jemand gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, wenn er jeden Tag 100 km zum Job pendeln muss? Um nur ein Beispiel zu nennen: Kein Wunder, dass viele Freiwillige Feuerwehren tagsüber nicht einsatzbereit sind, wenn alle Mitglieder mehr als 20 km weit weg arbeiten!

Es ist für alle wichtig, dass auch Jugendliche aus sozial schwierigen Verhältnissen oder mit Handicaps einen Platz in der Arbeitswelt und so auch in der Gesellschaft finden. Nur wenn Jugendliche eine Perspektive für ihre Zukunft haben, geraten sie nicht so leicht in Gefahr, Populisten auf den Leim zu gehen, die scheinbar einfache Lösungen haben und einen Sündenbock für die Probleme anbieten.

Der Heilige Josef ist auch deshalb ein guter Schirmherr für diese Anliegen, weil er nicht nur klug und besonnen gehandelt hat, sondern auch auf seine innere Stimme gehört hat. Christen glauben: Gott hat Josef mitgeteilt, was der richtige Weg und die richtige Entscheidung für ihn ist.

Für mich ist er damit ein Vorbild. Er beeindruckt mich gleich auf mehrere Weise: Er tut etwas und redet nicht viel. Manchmal sind praktische Lösungen und konkrete Initiativen besser als lange Vorträge. Und er hört auf Gott. Er denkt nach und nimmt das ernst, was er wahrnimmt. Er vertraut darauf, dass sein Leben einen Sinn hat und er etwas bewirken kann. Dabei bleibt er ganz auf dem Boden der Tatsachen – nirgends höre ich, dass er eine Ehrung bekommen hat oder sich irgendwie in den Vordergrund gedrängt hat.

Ich wünsche mir, dass heute viele Menschen den Josefstag wahrnehmen und ihn ernstnehmen als einen Hinweis darauf, was junge Menschen für ihre Zukunft brauchen: Perspektiven und jemand, der sie begleitet.

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