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Wie schrecklich ist die Einsamkeit?
Bild: pixabay

Wie schrecklich ist die Einsamkeit?

Bettina Pawlik
Ein Beitrag von Bettina Pawlik, Katholische Gemeindereferentin im Ruhestand
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Über die Bergkapelle bei Hofheim am Taunus gibt es interessante Geschichten. Die Kapelle geht auf ein altes Pestversprechen zurück. Sie wurde vor etwa 400 Jahren auf einem Berg bei der Stadt gebaut und ist heute ein Wahrzeichen, das man schon von weitem sehen kann.

Ungestört die Verbindung zu Gott suchen

Ich finde es sehr interessant, dass bei dieser Bergkapelle früher Eremiten lebten. In der Einsamkeit zu leben, fern von den Menschen, ist eine uralte christliche Lebensweise. Schon im ganz frühen Christentum zogen sich Menschen in Ägypten in die Wüste zurück, um ein Leben abgeschieden von der Welt zu führen. Sie wollten sich ganz auf die Begegnung mit Gott konzentrieren. Die Hofheimer Eremiten konnten nicht ganz so einsam leben. Sie mussten sich ihren Lebensunterhalt damit verdienen, dass sie sich um die vielen Pilger kümmerten. Die pilgerten zur Bergkapelle, um die Muttergottes um Hilfe und Beistand anzurufen.

Auch heute gibt es noch Eremiten, in Deutschland leben etwa 70 bis 80 Personen in dieser Lebensweise. Wie halten sie das aus, das Alleinsein, die Einsamkeit? Die Frage ist in dieser besonderen Zeit vielleicht gar nicht so unwichtig. Durch die Corona Pandemie leben viele Menschen, vor allem ältere, sehr zurückgezogen. Wie hält man das aus, ganz wenigen anderen Menschen zu begegnen, viel mit sich allein zu sein?

Die Chance nutzen, in mich selbst reinzuhören

Einsamkeit hat ein vielfältiges Gesicht. In der Einsamkeit erlebt man den Verlust an Beziehung zu andere Menschen als Schmerz. Aber vielleicht bietet sie auch eine Chance, dass ich mich selbst besser kennenlerne, wenn ich so viel mit mir alleine bin.

Die Eremiten wollten ein Leben ganz für Gott führen. Vielleicht kann ich in einer schwierigen Situation etwas von ihnen lernen. In der Einsamkeit kann ich etwas erleben oder erfahren, was mir vielleicht in der Hektik des Alltags, in der Begegnung mit vielen Menschen gar nicht möglich ist. Ich lerne etwas über mich selbst. Und vielleicht finde ich auch einen neuen Weg zu Gott.

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