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Umwege sind auch Wege

Umwege sind auch Wege

Monika Dittmann
Ein Beitrag von Monika Dittmann, Katholische Seelsorgerin im Altenheim, Flörsheim am Main
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„Wenn du es eilig hast, mache einen Umweg“ – so lautet ein asiatisches Sprichwort.

Oft bin ich flotten Schrittes unterwegs, habe das Ziel schon vor mir. Ich lege sofort los, wenn eine Aufgabe ansteht. Ich bin so fixiert auf das, was sein muss, dass ich Dinge und Menschen am Wegesrande gar nicht sehen kann. Dass ich auch manchmal Hilfreiches nicht wahrnehme.

Meine Erfahrung ist: Wenn ich stattdessen langsam mache, einen Umweg wähle, mindestens aber noch einmal innehalte, dann gewinne ich Zeit zum Nachdenken. Ich verstehe ein Problem noch besser, erkenne Zusammenhänge, die erst auf den zweiten Blick sichtbar werden. Ich entdecke Menschen, die mit mir unterwegs sind, die mir Unterstützung sein könnten. Wenn ich aber eile, haste, renne, dann übersehe ich Dinge und Menschen, Zusammenhänge und Impulse. Die wären aber nützlich.

Ich erinnere mich: Wir brauchten dringend ein zusätzliches Fahrzeug  für eine Tagestour mit Schülern. Es drängte, kein Auto in Sicht. Ich zerbrach mir den Kopf. Aber ich habe die Frage auf den nächsten Tag verschoben. Ich hatte keine Idee. Am nächsten Tag meldete sich ein Vater. Sein Sohn hatte davon erzählt, dass uns ein Fahrzeug fehlt. Er war bereit zu fahren.

Deshalb habe ich mir angewöhnt: Wenn ich ein Problem lösen muss oder eine Aufgabe bewältigen muss, dann greife ich nicht zum Hörer, um meinen Kollegen anzurufen. Ich verlasse mein Büro, laufe zwei Etagen nach unten, gehe durch das Gelände unserer Einrichtung und besuche ihn in seinem Büro. Beim Gehen gerate ich in Bewegung, in mir bewegt sich etwas. Unterwegs zum Kollegen komme ich schon Lösungen näher, die mir nie  gekommen wären, wenn ich mich sofort gedanklich reingestürzt hätte in die Aufgabe. Und mit dem Kollegen gemeinsam sortiere ich dann die vielfältigen Ideen.

Ja, es ist tatsächlich meine Erfahrung: Gerade, wenn ich in Eile bin, tut mir ein Umweg gut!

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