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Standhaft bleiben wie Luther
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Standhaft bleiben wie Luther

Clemens Weißenberger
Ein Beitrag von Clemens Weißenberger, Katholischer Pastoralreferent, Frankfurt
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„Erhebe dich, Herr, und richte deine Sache!“ So beginnt die päpstlichen Bulle „Exsurge Domine“. Leo X. wendet sich darin gegen Martin Luther und seine religiösen Ansichten. Heute vor genau 500 Jahren reagierte der Papst auf die Ansichten Luthers mit der Bannandrohung. Die neue Lehre hatte seit der Verbreitung der 95 Thesen 1517 immer mehr Anhänger gefunden. Aber Luther hielt allen Angriffen der kirchlichen Obrigkeit stand. Selbst, als er in einem Ketzerprozess angeklagt wurde, blieb er bei seiner Überzeugung. Luther wird in der Bulle ein Ultimatum gestellt: Sollte er seine Schriften nicht verbrennen und seine Lehren nicht innerhalb von 60 Tagen widerrufen, folgt sofort der Kirchenbann. Im Dezember 1520 verbrannte er in Wittenberg öffentlich die päpstliche Bulle zusammen mit dem Kirchenrecht und den Schriften seiner Gegner.

Die Liebe Gottes macht uns frei

Gefährliche Zeiten waren das damals für den, der sich auf eine Auseinandersetzung mit der Kirche einließ. Und mutig, wer diesen Kampf kämpfte und sich dabei auf sein Gewissen berief. Luther blieb sich treu. Neu war seine Überzeugung, dass die Bibel und die Liebe Gottes, von der sie erzählte, freimachen. So trat Luther aus Überzeugung für seinen Glauben ein. Luther kritisierte aber auch die herrschaftlich-barocke Machtentfaltung der Päpste, besonders des damaligen Papstes Leo X. Der wurde mit sieben Jahren vom französischen König in den geistlichen Stand erhoben. Mit acht Jahren wurde er Abt und mit vierzehn Jahren Kardinal. Als Papst soll er angeblich den Spruch geprägt haben: „Da Gott Uns das Papsttum verliehen hat, so lasst es Uns denn genießen.“ So lebte er auch, ging angeln und jagen und gab prunkvolle Feste und Karnevalsumzüge. Ums Religiöse kümmerte er sich weniger. Und um den Petersdom zu bauen, förderte er den Ablasshandel.

Christen müssen sich Gottes Liebe nicht erarbeiten

Ich kann Luthers Kritik an den Missständen damals verstehen. Er hat dafür gesorgt, dass die Bibel einen ganz neuen und besonderen Stellenwert bekommen hat, das ist auch für mich als Katholik heute besonders wichtig. Luther hat betont: Christen müssen sich die Gnade Gottes nicht erarbeiten, sie werden durch Gottes Gnade ohne ihr Zutun geliebt. All das hat er trotz Kritik, trotz Verbannung und Gefahr gepredigt.

Mir macht er damit bis heute Mut, zu meiner Überzeugung zu stehen, auch auszuhalten, wenn ich auf Grund meiner Meinung angegriffen werde. Die Stimme zu erheben, wenn Menschen Unrecht getan wird, wenn Gewalt angewendet wird, wenn andere Hilfe brauchen und ich sie geben könnte. Luthers entschiedene, standhafte Haltung: Für mich ist die bis heute Vorbild.

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